Romely Pfund
Romely Pfund studierte Dirigieren in ihrer Heimatstadt Dresden bei Professor Rudolf Neuhaus. Ihre Ausbildung vervollständigte sie bei Dirigentenpersönlichkeiten wie Kurt Masur, Leonard Bernstein, Seiji Ozawa und Gennadi Roshdestwenski. Nach ersten Berufsjahren am Theater der Altmark und am Landestheater Dessau, wo sie als Chordirektorin, Studienleiterin und 1. Kapellmeisterin arbeitete, war sie von 1987 an neun Jahre lang Generalmusikdirektorin der Neubrandenburger Philharmonie und in der gleichen Funktion von 1998 bis 2009 bei den Bergischen Symphonikern. Im gleichen Jahr ging sie als Operndirektorin und Musikalische Oberleiterin ans Landestheater Mecklenburg sowie 2020 als Studienleiterin an das Landestheater Linz. Romely Pfund arbeitete mit vielen renommierten Solisten und Orchestern zusammen, u. a. mit Peter Schreier, Teo Adam, René Pape, Frank Peter Zimmermann, Christian Tetzlaff, Natalia Gutmann, Lars Vogt und Sabine Meyer sowie mit dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Orchester der Deutschen Oper am Rhein oder dem Bruckner-Orchester Linz. In ihrer Laufbahn dirigierte sie über 1300 Konzerte sowie 70 Musiktheaterproduktionen.
Fünf-Minuten Interview mit Romely Pfund
Sie blicken auf bald 50 Jahre Theatererfahrung als Dirigentin zurück. Was war Ihr prägendstes Erlebnis in dieser Zeit?
Es gab viele prägende Momente. Zum Beispiel der Anruf in der Kantine des Dessauer Theaters, dass ich zur Chefdirigentin der Neubrandenburger Philharmonie gewählt sei oder mein Einspringer an der Deutschen Oper am Rhein mit »Sacre du Printemps«, einer irrwitzig schnell einstudierten Produktion, die ich erfolgreich, aber völlig erschöpft über die Bühne brachte. Und unvergesslich, Tanglewood, das Musikfestival in Massachusetts, als ich mit Leonard Bernstein und Seiji Ozawa zusammenarbeiten durfte. Beide Dirigenten haben mich ungeheuer inspiriert, Ozawa als begnadeten Dirigierlehrer und Bernstein als Ausnahmekünstler.
Wie sind Sie als junge Frau zum Musiktheater und Dirigieren gekommen?
Wenn ich ehrlich sein soll, dann war es die Idee meines Vaters, der mich vor der Unbill der »zweiten Reihe« bewahren wollte und ich habe es nie bereut. Ich bewarb mich in Dresden bei Prof. Rudolf Neuhaus, einem denkwürdigen Praktiker, der mich bis heute geprägt hat. Dirigieren ist unter anderem Vermittlung und sollte auf den ersten Blick lesbar sein. Zum Musiktheater bin ich erst während meiner elfjährigen Chefposition im Bergischen Land gekommen.
Was nehmen Sie sich für den neuen Lebensabschnitt vor? Gibt es schon Pläne?
Ich bin sehr dankbar für alle Anregungen, es ist halt ein Geschenk, wenn man sein Hobby zum Beruf macht. Wobei die Erfahrungen mitnichten immer toll waren. Dirigent sein bedeutet auch »Aushaltenkönnen«. Zwei Konzerte habe ich derzeit in meinem Kalender. Im Mai nächsten Jahres mit den Lübecker Philharmonikern, ein Unterfangen, auf das ich mich sehr freue. Und in diesem Monat werde ich ein Konzert mit der Neubrandenburger Philharmonie dirigieren, in Friedland, wo die große Symphonikerin Emilie Mayer geboren wurde, die auf meinem Programm steht, womit sich der Kreis (erst einmal) schließt.
Romely Pfund, Studienleiterin und Kapellmeisterin im Musiktheater, geht mit Ende der Spielzeit 24/25 nach 50-jähriger Theater- und Konzerttätigkeit als Dirigentin in den Ruhestand.