Konzert

2. Sinfoniekonzert

Werke von Jean Sibelius, Edvard Grieg und Niels Wilhelm Gade

Zur »Nordischen Woche«
Werke von Jean Sibelius, Edvard Grieg und Niels Wilhelm Gade

In Kooperation mit dem Museum Behnhaus Drägerhaus und dem Buddenbrookhaus

Jean Sibelius (1865‑1957)
»Karelia-Suite« op. 11 (1893)

Edvard Grieg (1843‑1907)
Klavierkonzert a-Moll op. 16 (1868)

Niels Wilhelm Gade (1819‑1890)
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 20 (1850)

Jean Sibelius (1865‑1957)
»Finlandia« op. 26 (1899/1900)

Im September 1921 fand in Lübeck die »Nordische Woche« statt. Diese Festwoche mit zahlreichen Veranstaltungen sollte nach dem Ersten Weltkrieg Ausgangspunkt sein, um die Beziehungen Deutschlands zu Skandinavien in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht neu zu beleben. Lübeck kam dabei die zentrale Mittlerrolle zu.

Zur »Nordischen Woche« 2021 anlässlich des 100jährigen Bestehens des Lübecker Behnhauses präsentieren das Philharmonische Orchester zusammen mit Takahiro Nagasaki, dem neuen 1. Kapellmeister des Theater Lübeck, wie vor 100 Jahren Musik aus dem Norden. Schon am 5. September 1921 standen drei Werke des heutigen Konzertes auf dem Programm. Damals wurde zudem die ausladende 3. Sinfonie des Norwegers Christian Sinding gespielt, die den (Corona-)Rahmen 2021 sprengen würde. Stattdessen steht diesmal zu Beginn die beliebte »Karelia-Suite« von Jean Sibelius auf dem Programm.

Den Begriff des »Nordischen« in der Musik hat als erster Robert Schumann in Bezug auf Werke von Niels Wilhelm Gade geprägt. Mit Gades Ouvertüre «Nachklänge von Ossian« und dessen 1. Sinfonie hatte in den 1840er Jahren eine ganz neue Form der Volkstümlichkeit in der Sinfonik Einzug gehalten. Die Verarbeitung von altnordischen Volksweisen und besonderer skandinavischer Intonationen spielen in Gades frühen Werken eine wichtige Rolle. Man hatte ihn deshalb gar als »Spitze und Führer einer neuen Epoche« tituliert (Hermann Kretzschmar). Ausgerechnet Gades 4. Sinfonie gilt hingegen als die »europäischste« unter seinen Sinfonien und ist frei von skandinavischer Folklore. In ihr hat Gade vielmehr die Stilideale der »Leipziger Schule« um Felix Mendelssohn Bartholdy absorbiert und traf damit einen Nerv der Zeit. Die dem Typus einer heiter-lyrischen Sinfonietta zugehörende, relativ kurze, Sinfonie wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine der meistgespielten Sinfonien überhaupt. Heute hingegen begegnet man den Werken Niels Wilhelm Gades leider allzu selten.

Edvard Griegs 1868 entstandenes Klavierkonzert a-Moll gehört zu den beliebtesten Klavierkonzerten des ganzen Repertoires. Mit der Tonart a-Moll erinnert es nicht von ungefähr an Robert Schumanns rund zwanzig Jahre zuvor in gleicher Tonart entstandenes Klavierkonzert op. 54. Die Gestaltung des Konzertbeginns sowie manche melodischen Details können als direkte Hommage an den älteren Komponisten verstanden werden. Aber auch Werke von Beethoven und Liszt sowie von Griegs Freund August Winding scheinen ihm Vorbild und Ansporn gewesen zu sein. Nichtsdestotrotz ist Edvard Griegs Klavierkonzert ein ganz eigenständiges Werk und bekommt durch den norwegischen Springtanz »Halling«, dessen Rhythmus im ersten und im dritten Satz auftritt, sein ganz eigenes »nordisches« Gepräge.

Jean Sibelius' bekanntestes Werk »Finlandia« ist so etwas wie die inoffizielle Nationalhymne Finnlands. Entstanden ursprünglich als sechster Teil der Musik zu den sogenannten »Pressefeiern«, erlangte das Werk unter seinem späteren Titel »Finlandia« eine ungeheure Popularität. Mit diesem Stück als einem »lebenden Bild aus der finnischen Vergangenheit und Mythologie« hat sich Sibelius nachdrücklich für die national-romantische Bewegung Finnlands eingesetzt. Finnland war jahrhundertelang unter schwedischer und russischer Herrschaft. Im trotzigen Blechbläserchoral, mit dem das Stück beginnt, ist der nach Unabhängigkeit strebende Nationalstolz der Finnen geradezu in eine musikalische Formel gebracht worden.

2. Sinfoniekonzert
Foto: Anja Doehring
ca. 2 Stunden (eine Pause)

Pressestimmen

»Grandioses ›nordisches‹ 2. Sinfoniekonzert. […] In Bestform präsentierte sich [das Philharmonische Orchester] beim 2. Sinfoniekonzert: Erster Kapellmeister Takahiro Nagasaki gab ein überzeugendes Debüt nun auch auf dem Podium. Und mit Lilya Zilberstein war eine Weltklasse-Pianistin gewonnen worden […]. [Sie] ließ mit ihrer makellosen Technik den Satz ebenso rhapsodisch schweifen wie das Andante lyrisch singen (die Kadenz!) und im Zwiegespräch mit dem Solohorn (Johannes Borck) geradezu träumen. Dann stürzte sie sich ins Finale mit einer Attacke, die den Zuhörer-Blick auf ihre Finger schwindeln machte. […] Nagasaki dirigierte, außer dem Solokonzert, ohne Partitur: Er versteht sich mit klarer und meist zurückhaltender Zeichengebung auf die richtige Dynamik; und diese ist mit seinem Integrationsvermögen sein ganz großes Plus. Die beiden Hauptwerke umrahmte Sibelius. Und da konnte [das Orchester] an Forte und Bläserkraft alles aufbieten, was die Instrumente hergeben. […] Das Auditorium in der am Sonntagvormittag sehr gut besuchten MuK war begeistert und geizte nicht mit Beifall.«

HL-live

»Strahlendes Nordlicht! […] Leidenschaftliche Rhythmik und aufbrandende Emotionen [...] gab es mit Entschiedenheit im 2. Lübecker Symphoniekonzert [...]. Takahiro Nagasaki ist ein ausgesprochen dynamischer Dirigent, der differenziert die jeweiligen Klangfarben herausarbeitet und tänzerisch-leicht das Orchester im Griff hat. Das brilliert durch starke, exakt spielende Blechbläser und transluzid webende Streicher. [...] Dafür gab es bereits begeisterten Applaus, der in die Begrüßung der russischen Pianistin Lilya Zilberstein überging. [...] Die Pianistin beherrscht die musikalische Szenerie, wie sie zugleich ungemein respektvoll mit der anspruchsvollen Partitur umgeht. [...] Nicht wenige aus dem beseelten Publikum hätten nach dem langanhaltenden Applaus gerne gleich eine Fähre nach Oslo oder Helsinki bestiegen.«

Klassik-begeistert

»Fantastische nordische Musik beim 2. Sinfoniekonzert […]. Die Zuschauer entluden die Elektrisierung in stürmischem Applaus. […] Von Edvard Grieg stand das Klavierkonzert auf dem Programm: Mit kräftigen Fingern schlug die gebürtige Russin Lilya Zilberstein die ersten Takte hart in die Tasten, bevor das Orchester mit seinem lieblichen Spiel die Kontraste der norwegischen Landschaft vor die inneren Augen der Zuschauer zauberte. […] Das Konzert zeigte, dass fantastische nordische Musik weiterhin Raum in unseren Konzertsälen finden wird, daran können auch Kriege, Naturkatastrophen und Pandemien nichts ändern.«

Lübecker Nachrichten

Weitere Informationen

Museum Behnhaus Drägerhaus