Konzert

2. Sinfonie­konzert

Werke von Mieczysław Weinberg, Nino Rota und Dmitri Schostakowitsch

Mieczysław Weinberg (1919‑1996)
Suite Nr. 4 aus »Das goldene Schlüsselchen« op. 55d

Nino Rota (1911‑1979)
»Divertimento concertante« für Kontrabass und Orchester

Dmitri Schostakowitsch (1906‑1975)
»Hypothetically Murdered«

Musik für das Kino hat im Schaffen aller drei Komponisten des zweiten Sinfoniekonzerts eine zentrale Rolle gespielt. Dabei war Nino Rota auf diesem Gebiet zweifellos der umtriebigste von ihnen. Als Herzstück seiner Musik bezeichnete er einmal den Wunsch, seiner Hörerschaft Glücksmomente zu bereiten, was ihm in überreicher Fülle gelang – man denke nur an »La strada« und »La dolce vita« von Fellini. Weniger bekannt ist, dass Rota daneben auch zahlreiche Opern und Konzertmusiken schuf. Sein »Divertimento concertante« für Kontrabass und Orchester entstand zwischen 1968 und 1973 und erweckt die unterhaltsame Leichtigkeit der »Divertimenti« des 18. Jahrhunderts zu neuem Leben. In Ödön Racz, dem Solo-Kontrabassisten der Wiener Philharmoniker, hat das geistsprühende Werk einen kongenialen Interpreten gefunden. – Für rund zehn Filme komponierte auch der polnisch-russische Komponist Mieczysław Weinberg die Musik, u. a. für »Wenn die Kraniche ziehen« von 1957. Bereits zwei Jahre zuvor entstand Weinbergs Musik für das Märchen-Ballett »Das goldene Schlüsselchen«, einer russischen Version des Pinocchio-Stoffes. Im Konzert erklingt die 4. Suite, die Weinberg 1963 einrichtete. Sie ist durch hinreißende Walzer, ironische Märsche und gefühlvolle Adagios geprägt. – Dmitri Schostakowitschs lebenslange Beziehung zum Kino begann in den zwanziger Jahren, als er in Leningrad sowjetische Stummfilme am Klavier begleitete. Aus diesen Erfahrungen schöpfend, entwickelte er als 25-Jähriger zur Eröffnung der Music Hall in Leningrad 1931 Musik für die Revue »Hypothetically Murdered«, einer anarchischen Mischung aus Slapstick, Akrobatik und Satire. Die Musik entstand im Zusammenwirken mit Jazz-Größen wie dem legendären Leonid Utjossow. Der russisch-deutsche Dirigent Thomas Sanderling war mit Schostakowitsch persönlich befreundet. Nach Sanderlings Moskau-Debüt vertraute Schostakowitsch dem jungen Dirigenten die deutschen Erstaufführungen seiner 13. und 14. Sinfonie an. Sanderling dirigierte auch Uraufführungen verschiedener Werke von Mieczyslaw Weinberg.
Der ursprünglich angekündigte Dirigent Wladimir Fedossejew musste das Konzert aus persönlichen und organisatorischen Gründen kurzfristig absagen.

2.  Sinfonie ­ konzert
Foto: Jan Philip Welchering

Pressestimmen

»Das Sonntagspublikum jubelte regelrecht über die Lebendigkeit und den Humor von Weinberg, Rota und Schostakowitsch, die da lebhaft von der Bühne der MuK ins Publikum strahlen. […] Die große Orchester-Besetzung – darunter fünf Schlagzeuger, zwei Saxophone und Akkordeon – stellt sich in den Dienst einer Rasanz mit vielen solistischen Extravaganzen. Es ist die Krönung des Konzerts. Was es ebenfalls so hörenswert macht, ist seine Qualität. Ohne große Gesten am Pult läßt Thomas Sanderling erfahren, wie ›authentisch‹ diese Musik klingen kann. Das hat er […] den Philharmonikern vermitteln können, die zu einer Hochform auflaufen, die sich in der Perfektion des Unisono wie der vertrackten Rhythmen zeigt – und in den vielen Soli, die zumal bei den Bläsern in vollem Vertrauen in ihr Können blitzen lassen. Voran zu nennen sind Joachim Pfeiffer (Trompete), Jakob Meyers (Fagott), Waldo Ceunen (Flöte), Andreas Lipp (Klarinette), Johannes Brüggemann und das Posaunen-Trio Stephan Gerblinger, Holger Bach und Thomas Bender.«

HL-live

»Der […] Dirigent Thomas Sanderling, ein Altmeister in seinem Fach, hatte das Orchester sicher im Griff, alle Instrumentengruppen fanden sich schnell in die ungewohnten Rhythmen und Harmonien, der Witz und die subversive Kraft dieser Musik wurde deutlich. […] Als Solist wirkte der Solo-Kontrabassist der Wiener Philharmoniker, Ödön Racz, mit, ein Virtuose auf seinem Instrument. […] Thomas Sanderling hielt gekonnt die Balance zwischen dem Orchester und dem Soloinstrument, die Philharmoniker spielten in großer Form auf. Das Publikum war begeistert und erklatschte sich zwei hochvirtuose Zugaben von Ödön Racz. […] Vor allem die Bläser fanden viel Raum zum Glänzen […]. […] Eine wunderbare Leistung von Dirigent und Orchester. Das Publikum war wiederum begeistert.«

Lübecker Nachrichten