Konzert

4. Sinfoniekonzert

Werke von Ottorino Respighi, James MacMillan und Felix Mendelssohn Bartholdy

Werke von Ottorino Respighi, James MacMillan und Felix Mendelssohn Bartholdy

Ottorino Respighi (1879‑1936)
»Trittico Botticelliano« (1927)

James MacMillan (*1959)
Schlagzeugkonzert »Veni, Veni, Emmanuel« (1991‑1992)

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809‑1847)
Sinfonie Nr. 3 a-Moll »Schottische« op. 56 (1829‑1842)

Das vierte Sinfoniekonzert wird spektakulär! James MacMillan, einer der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit, wird sein eigenes Schlagzeugkonzert dirigieren – mit bisher rund 500 Aufführungen ist es eines der meistgespielten zeitgenössischen Werke überhaupt. Dabei wird die Bühne voller vertrauter aber auch bisher kaum gehörter Schlaginstrumente stehen, die von einem der größten Virtuosen seines Fachs gespielt werden: dem Schlagzeuger Colin Currie.

Der erste Teil des Konzertes widmet sich passend zur Jahreszeit dem Adventschoral »Veni, Veni, Emmanuel« (»O komm, o komm, du Morgenstern«). James MacMillans fantastisches Schlagzeugkonzert gleichen Namens besteht aus einem etwa halbstündigen, durchlaufenden Satz. »Das meinen Eltern gewidmete Stück beruht auf einem Adventschoral gleichen Titels und wurde am ersten Adventssonntag des Jahres 1991 begonnen und am Ostersonntag 1992 vollendet. Diese beiden liturgischen Daten sind wichtig Das Stück kann aus zweierlei Blickwinkeln betrachtet werden. Auf der einen Ebene handelt es sich um eine völlig abstrakte Komposition, deren komplettes musikalische Material aus dem französischen Adventschoral des 15. Jahrhunderts abgeleitet wird. Auf der anderen Ebene ergründet es mit musikalischen Mitteln die theologische Bedeutung hinter der Adventsbotschaft.« (James MacMillan)

Zuvor erklingt der alte Adventschoral bereits in Ottorino Respighis farbenfrohem »Trittico Botticelliano«. In ihm lässt Respighi die drei wohl berühmtesten Bilder des Renaissance-Malers Sandro Botticelli (1445–1510) förmlich zu Musik werden. Im ersten Satz »Der Frühling« erinnern Triller und Gezwitscher an Antonio Vivaldi. Im orientalisch anmutenden zweiten Satz »Anbetung der Könige« zitiert Respighi zwei weihnachtliche Weisen: das mittelalterliche »Veni, Veni, Emmanuel« und »Tu scendi dalle stelle«. Im dritten Satz »Die Geburt der Venus« treiben Wellenbewegungen der Streicher die aus dem Meeresschaum Geborene Venus sanft dem Ufer entgegen.

Nach der Pause wird der schottische Dirigent Sir James MacMillan dann Felix Mendelssohn Bartholdys sinfonisches Meisterwerk, die beliebte »Schottische« Sinfonie dirigieren. 1829 war Mendelssohn ins schottische Hochland gereist. Dort kamen ihm beim Anblick der Maria-Stuart-Kapelle Ideen zu einer neuen Komposition: »Es ist da alles zerbrochen, morsch, und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden«. Beendet wurde die Sinfonie allerdings erst zwölf Jahre später in Berlin.

4. Sinfoniekonzert
Foto: Anja Doehring
ca. 2 Stunden (eine Pause)

Pressestimmen

»Ein tiefer Seufzer des Wohlempfindens ging am Sonntag durch den Saal nach dem sphärischen Eingangsstück zum 4. Sinfoniekonzert der Lübecker Philharmoniker […]. Die Besucher genossen die zaghaft-trillernden, flirrenden und glasklaren Klänge. […] Beeindruckend waren die unterschiedlichen Schlaginstrumente mit bestimmter und unbestimmter Tonhöhe, mit Fell, aus Metall und Holz. Dazu ein schottischer Percussionist, der in ständigem Dialog mit dem gleichberechtigten Orchester stand. Für solche außergewöhnlichen Programme auch in der Adventszeit lieben die Lübecker ihr Orchester.«

Lübecker Nachrichten

»Harmonisch spielt auch das Orchester, fein aufeinander abgestimmt und makellos unter dem sensibel akzentuierten Dirigat von James MacMillan. […] Das Orchester muss sich anstrengen, um gegen den emsig und exakt spielenden Currie mit den dominanten Schlaginstrumenten zu bestehen, was aber großartig gelingt. Teilweise agieren die beiden völlig antipodisch, um sich dann wieder rhythmisch zu vereinigen, was eine ungeheure Spannung erzeugt. […] die Orchester-Partien sind ausgesprochen abwechslungsreich; zuweilen gibt es Anklänge an englische Folklore mit tänzerischen Elementen. Blech- und Holzbläser sind sehr stark, Querflöte und Klarinette stechen solistisch immer wieder heraus. […] Der letzte Glockenton verhallt in sanftestem Pianissimo und weist in die jenseitige Welt. Umso lauter war der Beifall der Lübecker für den Dirigenten/Komponisten und vor allem die Leistung von Colin Currie.«

Klassik begeistert

»Sparsam instrumentiert, entsteht ungemein lautmalerisch erst ›Der Frühling‹ mit flirrenden hohen Streichern. Es folgt ›Die Anbetung der Könige‹, eine Elegie mit dem vorzüglichen Solo-Quartett Waldo Ceunen (Flöte), Katharina Ruf (Klarinette), Jakob Meyers (Fagott) und Emanuel Jean-Petit-Matile (Horn) – und ebenso zart ›Die Geburt der Venus‹: Ein einziges behutsames Decrescendo basiert auf bester Orchesterkultur, die MacMillan mit sparsamen Handzeichen weckt. […] [Es] ist ebenso Erlebnis- wie Hochleistungs-Musik, die sich aus tonalen Mitteln speist und staunen macht, wie MacMillan das alles koordiniert – und noch viel mehr, wie Colin Currie das nicht nur physisch, sondern von der gedanklichen Koordination her so souverän beherrscht. […] Dirigent und Philharmoniker beherrschen Mendelssohns Personalstil und zeigen, dass sie diese Musik lieben. Der lange Beifall des Sonntagpublikums war hochverdient.«

HL-live