Konzert
Werke von Luigi Boccherini/Luciano Berio, Joaquín Rodrigo, Federico Moreno Torroba, Amadeu Vives, Reveriano Soutullo/Juan Vert, Manuel Fernández Caballero, Tomás Bretón, Manuel de Falla und Maurice Ravel
Luigi Boccherini (1743‑1805)/Luciano Berio (1925‑2003)
»Quattro versioni originali della Ritirata Notturna di Madrid di Boccherini« (1975)
Joaquín Rodrigo (1901‑1999)
»Concierto de Aranjuez« für Harfe und Orchester (1939/1974)
Federico Moreno Torroba (1891‑1982)
»Mazurca de las Sombrillas« aus »Luisa Fernanda« (1932)
Amadeu Vives (1871‑1932)
»Coro de Romanticos« aus »Doña Francisquita« (1923)
Reveriano Soutullo (1880‑1932)/Juan Vert (1890‑1931)
»Rondó de Enamorados« aus »La del soto del Parral« (1927)
Manuel Fernández Caballero (1835‑1906)
»La Zamacueca« aus »Los sobrinos del Capitán Grant« (1877)
Tomás Bretón (1850‑1923)
»Seguidilla« aus »La verbena de la Paloma« (1894)
Manuel de Falla (1876‑1946)
Suite Nr. 2 aus »Der Dreispitz« (1916‑1919)
Maurice Ravel (1875‑1937)
»Boléro« (1928)
Sollte Ihnen das Programm des 5. Sinfoniekonzertes spanisch vorkommen, so liegen Sie ganz richtig! Der spanische Gastdirigent Josep Caballé Domenech bringt mit Manuel de Falla und Joaquín Rodrigo Musik der beiden bekanntesten Komponisten seines Landes mit. Außerdem singt unser Chor Auszüge aus typisch spanischen »Zarzuelas« – der iberischen Form der Operette. Am Anfang und am Ende blicken bedeutende Komponisten aus dem Ausland gen Spanien: der Italiener Luciano Berio mit Hilfe seines Landsmanns Luigi Boccherini sowie der Franzose Maurice Ravel.
Das berühmteste spanische Werk der Musikgeschichte stammt von einem Franzosen: der »Boléro« von Maurice Ravel. 1928 ursprünglich als Ballettmusik entstanden, könnte man ihn als Instrumentationsstudie über ein eigenes iberisches Thema bezeichnen. Über einem über 300 Takte gleichbleibenden zweitaktigen Rhythmus wird eine Melodie in immer neuen Klangfarben wiederholt. Ravel sagte einmal zu seinem Kollegen Arthur Honegger lapidar über sein Stück: »Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der ›Boléro‹, leider enthält er keine Musik.«
Das zweitberühmteste spanische Werk der Musikgeschichte ist vermutlich Joaquín Rodrigos Gitarrenkonzert »Concierto de Aranjuez«. 1939 schrieb der blinde Komponist damit in Paris (!) einen bis heute andauernden Welthit, der auch in vielen Filmen Verwendung gefunden hat. Besonders der zweite Satz »Adagio« ist mit seinem berührenden Englischhornsolo ins universelle Melodiengedächtnis aufgenommen worden. Rodrigo beschreibt in diesem Werk die prächtigen Gärten des Palasts von Aranjuez, der Sommerresidenz der spanischen Könige. Rodrigo hat rund ein Dutzend Konzerte für verschiedenste Instrumente komponiert, darunter allein fünf für ein bis vier Gitarren. Auch die Harfe bedachte er mit zwei Konzerten sowie mit der in diesem Konzert zu hörenden Adaption seines berühmtesten Gitarrenkonzerts. Sie entstand 1974 für den Weltklasse-Harfenisten Nicanor Zabaleta (1907-1993). Mit Xavier de Maistre haben wir den wohl bekanntesten Harfenisten der Gegenwart bei uns zu Gast.
Die »Zarzuela« ist die spanische Form der Musikkomödie und hat volkstümliche Ursprünge. In ihr sahen einfache Menschen ihr eigenes Leben in unkomplizierten, lebendigen und meist lustigen Aufführungen widergespiegelt. In diesem Konzert erklingen Chor-Höhepunkte der Zarzuela-Geschichte von wichtigen Vertretern des hierzulande eher unbekannten Genres.
Manuel de Falla ist der bedeutendste Komponist seines Landes. Sein Ballett »Der Dreispitz« von 1919 ist selten komplett zu hören. Häufig erklingt dagegen die 2. Suite aus dem beliebten Ballett. Sie beginnt mit dem »Tanz der Nachbarn« (Seguidillas), gefolgt vom »Tanz des Müllers« (Farruca) und abschließend dem tumultartigen »Schlusstanz« (Jota).
Zu Beginn des Konzertes erklingt Luciano Berios wirkungsvolle Version des »Ritirata Notturna di Madrid« seines Landsmannes Luigi Boccherini. Dieser war 1768 nach Spanien gekommen und hatte dort Karriere gemacht. Sein »Ritirata« war eines seiner erfolgreichsten Werke und existiert in mindestens vier Versionen. Luciano Berio hat diese rund 200 Jahre nach ihrer Entstehung geschickt übereinandergelegt. Der durchgängige Trommelrhythmus erinnert dabei nicht von ungefähr an einen »Boléro« …
Mit freundlicher Unterstützung der Philharmonischen Gesellschaft/Lübecker Philharmoniker e. V.