»Brandauer machte den Text lebendig, er wechselte die Sprach-Masken perfekt. Eindringlich wie Schönbergs Musik, die das Philharmonische Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Vladar ausdrucksstark spielte, war der Vortrag des Schauspielers, der seinen hohen Rang als Rezitator unter Beweis stellte. Der Männerchor des Theaters, einstudiert von Jan-Michael Krüger, sang mit großem Einsatz. […] Das Publikum war von der Leistung des Rezitators, des Dirigenten und des Orchesters begeistert und bedankte sich mit Ovationen im Stehen. […] das Orchester spielte in allen Gruppen präzise und mit viel Sinn für Klangschönheit. Im langsamen Satz ließ Vladar die Melodielinien genussvoll ausmusizieren, das sehr geschwind genommene Finale setzte einen letzten Glanzpunkt. Das Publikum war begeistert nach diesem außergewöhnlichen Konzert.«
»Vladar ist es gelungen, seinen berühmten Landsmann [Klaus Maria Brandauer] zu verpflichten, um Arnold Schönbergs ›Ein Überlebender aus Warschau‹ und Viktor Ullmanns ›Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke‹ zu rezitieren. Das gelingt dem Schauspieler in seiner wie stets auf alles falsche Pathos verzichtenden Eindringlichkeit. […] Das geht unter die Haut durch die Atmosphäre, die die Musik schafft, und durch das finale ›Schma Israel‹ des Herren-Chors und Extrachors des Theaters. […] In diesem Programm findet das ganze Leben statt – und alle lieben Brahms, auch die vielen Zuhörer, die […] begeistert applaudierten.«
»Schauspielerlegende Klaus Maria Brandauer […] gibt die schonungslosen Erinnerungen mit dem Gestus eines durch unbeschreibliches Leid gebeugten alten Mannes wieder. Die von ihm mit teils brüchiger Stimme geseufzten, gestöhnten, oft atemlos gesprochenen Worte treffen […] unmittelbar ins Mark. […] Das ›Sch’ma Jisrael‹ singen die Herren des Chores und Extrachores des Theaters Lübeck mit Würde, Stärke und aufrechter innerer Haltung. […] Brandauers Lesung ist […] voller Wärme und Hingabe […]. Das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck gibt all die Farbigkeit, Tonmalerei, flirrende Anspannung und Umbrüche von Ullmanns Musik differenziert und mit ebenso viel Wucht wie Zurückhaltung […] wieder […]. […] Schließlich beendet die Matinee sehr langer, herzlicher Applaus, in dem auch das Bewusstsein mitschwingt, dass in der Musik die Stimmen derjenigen leben, die man einst zum Schweigen bringen wollte.«
»Fast mehr noch bei ihr als bei dem ›Überlebenden aus Warschau‹ entfaltete sich dabei die Stimme von Klaus Maria Brandauer, den Stefan Vladar für den Sprecherpart gewinnen konnte. […] Grandios formte er die verschiedenen Ebenen bei Schönberg, gab vor allem dem wütenden Feldwebel seine stimmliche Unmenschlichkeit. Sehr viel sensibler konnte er die verschiedenen Stimmungen in Rilkes Text einfangen, so dass auch der sich beeindruckend entfaltete. […] Nach der Pause entließ Johannes Brahms die Zuhörer mit seiner weit stimmungsvolleren Klangkunst. Mit seiner dritten Sinfonie, mit dem Hin und Her zwischen Dur und Moll, der Feinarbeit im Satz und der weit schwingenden Thematik schien Vladar in eine beruhigende Welt zurückführen zu wollen. Man konnte nur staunen, welch andere Ausdrucksdimensionen durch das gleiche Medium sich entfalteten. Der lange Beifall bewies, dass dies ankam. Beide Welten hatten das Publikum mitgenommen.«