Konzert

9. Sinfoniekonzert

Werke von Sergei Rachmaninow und Johannes Brahms

Werke von Sergei Rachmaninow und Johannes Brahms

Sergei Rachmaninow (1873‑1943)
»Die Toteninsel« op. 29 (1909)
»Rhapsodie über ein Thema von Paganini« für Klavier und Orchester op. 43 (1934)

Johannes Brahms (1833‑1897)
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (1884‑85)

Im letzten Sinfoniekonzert vor der Sommerpause präsentiert Opern- und Generalmusikdirektor Stefan Vladar zusammen mit dem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck gleich zwei Werke von Sergei Rachmaninow.

Zu Beginn erklingt Rachmaninows Anfang 1909 in Dresden entstandenes, düsteres Orchesterwerk »Die Toteninsel« nach dem berühmten Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin (1827– 1901). Das Gemälde zeigt eine steil aus dem Meer emporragende Felseninsel, die in der Mitte mit Trauerzypressen bewachsen ist. In den Felsen sind Grabkammern zu erkennen. Auf die Insel steuert ein Boot zu, auf dem sich ein Fährmann, ein Sarg und ein Ruderer befinden. Viele halten dieses kurze Orchesterwerk in fahl-mystischer Stimmung für Rachmaninows bestes Werk. Über eine das Wasser versinnbildlichende, rhythmische Figur in unruhigem 5/8-Takt erscheint das »Dies irae«-Motiv aus dem Requiem, das Rachmaninow in vielen seiner Werke fast manisch einsetzt.

Vor der Pause hört man dieses »Dies-irae«-Motiv noch einmal – und das in einem der ansonsten fröhlichsten und spielerischsten Werke Rachmaninows, den »Paganini-Variationen« für Klavier und Orchester aus dem Jahr 1934. Dieses letzte Konzertwerk des Komponisten ist eine Folge von 24 zum Teil hochvirtuosen Variationen über die berühmte a-Moll Caprice op. 1/24 von Niccolò Paganini (1782–1840), die auch andere Komponisten wie Franz Liszt, Johannes Brahms, Boris Blacher oder Witold Lutosławski zu Variationswerken angeregt hat.

Im zweiten Teil des Konzertes steht sodann Johannes Brahms letzte Sinfonie Nr. 4 e-Moll auf dem Programm, die in den Sommermonaten der Jahre 1884/85 in der Steiermark entstand. Die herben Seufzer-Figuren des Beginns prägen die melancholische Grundstimmung des gesamten Werkes, das sicherlich Brahms sinfonisches Meisterwerk ist und bis heute einen Gipfelpunkt der sinfonischen Literatur überhaupt darstellt. Die abschließende große Passacaglia bezieht sich formal auf barocke Variationen über ein Bass-Thema, Brahms führt diese jedoch zu einer spätromantischen Ausdruckskunst, die wohl erst viele Jahre später durch Gustav Mahler wieder erreicht wurde.