Musiktheater

Das Bildnis des Dorian Gray

Ballett von Yaroslav Ivanenko · Nach dem Roman von Oscar Wilde

Ballett von Yaroslav Ivanenko
Nach dem Roman von Oscar Wilde (1854‑1900)
Mit Kammermusik von Frédéric Chopin, Ludovico Einaudi und Dmitri Schostakowitsch

Eine Kooperation des Theater Lübeck mit dem Theater Kiel

Uraufführung 2021 in Kiel

Der junge und gutaussehende Dorian Gray wird porträtiert und wünscht sich beim Anblick seines eigenen Antlitzes nichts sehnlicher, als dass das Porträt an seiner Stelle altert und ihm lebenslange Jugend beschert. Durch einen adligen Zyniker dazu angestiftet, sein Leben ganz dem Lustprinzip unterzuordnen, schadet Gray in den nächsten Jahren achtlos seinen Mitmenschen und schreckt selbst vor Mord nicht zurück. Doch während man seinem gemalten Ebenbild diese Vergehen immer stärker ansieht, behält Gray tatsächlich sein blendendes, jugendliches Aussehen. Als sich der Protagonist schließlich doch der Auswirkungen seines hemmungslosen Lebenswandels bewusst wird, hofft er, das Schicksal durch Zerstören des Porträts rückgängig machen zu können …

In seinem Roman »Das Bildnis des Dorian Gray« (1890) setzt sich der irische Dichter Oscar Wilde sowohl mit der europäischen Dekadenz des ausgehenden 19. Jahrhunderts als auch mit der Aufgabe von Kunst generell auseinander. Vor allem geht es darin aber um den uralten Traum von ewiger Schönheit und Jugend, der heute fast aktueller denn je zu sein scheint. Erneut hat sich Yaroslav Ivanenko damit einen Stoff der Weltliteratur ausgewählt, um ihn in einer ganz eigenen getanzten Interpretation auf die Bühne zu bringen. Den Choreographen faszinierten vor allem die inneren Prozesse, die Oscar Wilde in seinem Roman beschreibt. Es ist für Ivanenko aber auch ganz allgemein eine Geschichte darüber, wie ein Mensch auf Abwege gerät und wie er diesen einmal eingeschlagenen Weg nur schwer oder gar nicht wieder verlassen kann.

Als musikalische Grundlage für sein Ballett wählte Ivanenko das intime Genre der Kammermusik mit Werken für Klavier solo bis zum Klavierquintett und stellt mit Dmitri Schostakowitsch, Frédéric Chopin und Ludovico Einaudi den drei Protagonisten der Romanhandlung drei starke Musikerpersönlichkeiten zur Seite.  

Besetzung

Musikalische Leitung und Klavier Daniel Carlberg
Choreographie Yaroslav Ivanenko
Ausstattung Heiko Mönnich
Lichtgestaltung Martin Witzel / Julian Roering / Sebastian Marx
Video Julian Jetter, Frank Böttcher
Dramaturgie Dr. Ruth Seehaber, Judith Lebiez
Dorian Gray Christopher Carduck / Alexey Irmatov / Amilcar Moret Gonzalez
Lord Henri Wotton Amilcar Moret Gonzalez / Pedro Pires / Rauan Orazbayev
Sybil Vane Keito Yamamoto / Sabina Faskhi / Virginia Tomarchio
Basil Hallward Jean Marc Cordero / Didar Sarsembayev
Modell im Atelier Hannah Sofo / Erika Asai
Modellpaar im Atelier Sabina Faskhi / Keito Yamamoto, Alexey Irmatov / Christopher Carduck
Paar im Theater Sabina Faskhi / Keito Yamamoto, Alexey Irmatov / Christopher Carduck
Ensemble Erika Asai, Sabina Faskhi, Marina Kadyrkulova, Emma Francesca Lucibello, Leisa Martínez Santana, Hannah Sofo, Virginia Tomarchio, Gulzira Zhantemir, Jean Marc Cordero, Henri Frey, Alexey Irmatov, Rauan Orazbayev, Pedro Pires, Didar Sarsembayev, Filippo Valmorbida

Statisterie des Theater Lübeck

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Das Bildnis des Dorian Gray
Foto: Olaf Struck
Premiere 11/09/21 | Großes Haus
Premiere + 12/09/21 | Großes Haus

ca. 1 Stunde, 15 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»Ein Hochgenuss, und das beileibe nicht nur für die Ausgehungerten unter den Ballettfreunden. (…) Zu sehen sind ein echter, weil Perfektion fordernder Ivanenko, und, ebenso beeindruckend, ein echter Heiko Mönnich (Ausstattung). Beim gemeinsamen ›Dorian Gray‹ zeichnen mobile Spiegelelemente, Bilderrahmen, die aus dem Schnürboden einschweben, die Geschichte eines Narziss‘ beim Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Ästhetik und Ethik nach. Und die musikalische Besetzung? Nur ein Streichquartett leitet Daniel Carlberg vom Piano aus. Man vermisst nichts. (…) Christopher Carduck tanzt ihn, als ginge es um sein Leben, ihm gegenüber mit ebensolcher Ausdrucksstärke Amilcar Moret Gonzales als diabolischer Lord Henry Watton. Ebenfalls herausragend sind Keito Yamamoto als Sibyl Vane und Jean Marc Cordero als Maler Basil Hallward. (…) Der Abend ist schön in Perfektion und für Ivanenko ein weiterer Triumph. Das Publikum ist selig.«

shz

»Sinnlich, schön und fantasievoll (…) Das Lübecker Publikum erlebte (…) einen eindrucksvollen Abend frei nach Oscar Wildes Roman und ohne Schönheitsfehler. Das Kieler Ballett Ensemble war in Bestform. Alle, von den Solisten bis zu den Nebenrollen, tanzten auf hohem und höchstem Niveau, waren technisch auf dem Punkt, bewegten sich in der Musik und lebten die tragische Geschichte (…). Ballettchef Yaroslav Ivanenko zeigte mit seiner Choreografie, wie hoch sein literarisches Wissen ist und wie ausgeprägt sein Talent, es in die Bildsprache des Tanzes umzusetzen. Großartig war Christopher Carduck als Dorian. (…) Auf Augenhöhe tanzte Amilcar Moret Gonzalez den Lord Henry. (…) Keito Yamamoto (…) hingebungsvoll im Tanz und in der Rolle das Opfer eines Stärkeren. Ebenfalls eindrucksvoll tanzte Jean Marc Cordero (…). Auch musikalisch war der Abend ein Genuss. Instrumental getragen wurde das Ballett von einem Klavierquintett (Daniel Carlberg – Leitung und Klavier, Carlos Johnson und Daniela Dakaj – Violine, Bennet Ortmann – Viola sowie Hans-Christian Schwarz – Cello), das es verstand, so metronomgenau zu agieren, dass die Musik tanzbar war. (…) die Geschichte (…) endete unter Bravorufen des Lübecker Publikums.« 

Lübecker Nachrichten

»Ivanenko hat Oscar Wildes Romanhandlung verdichtet, die Musik zusammengestellt – und fesselt mit seiner Choreographie, in der klassisches Ballett moderne Ausdrucksmöglichkeiten nutzt. Immer wieder treibt er das Geschehen regelrecht auf die Spitze (…) Bei der Lübecker Premiere standen von den mehrfach besetzten Hauptrollen im Mittelpunkt die sprungmächtigen Christopher Carduck (Dorian Gray) und Amilcar Moret Gonzales (Lord Wotton) sowie die durchtrainierte, pirouettensichere Kaito Yamamoto (Sibyl Vane): Was sie an Figuren perfektionieren, ist immer wieder eine Spitzen-Leistung und stellt ihnen und Ivanenko das beste Zeugnis aus (…). Einen unbedingten Anteil am Erfolg haben die Musik und ihre fünf Interpreten. Ivanenko unterlegt den Tanz lediglich mit Kammermusik – und die Ausführenden sind Feuer und Flamme: Kiels 1. Kapellmeister Daniel Carlberg erweist sich als mitreißender Pianist mit den vier Lübecker philharmonischen Solo-Streichern: Carlos Johnson, Daniela Dakaj (Violinen), Bennet Ortmann (Viola), Hans-Christian Schwarz (Cello) spielen all ihre Qualitäten aus. (…) - Zumal die Ballettomanen im Premierenpublikum waren aus dem Häuschen; sie hatten ja auch mitreißende 65 Minuten erleben können.« 

HL-live

»Herausgekommen ist eine ungemein dynamische Verdichtung des Stoffs in sieben Bildern auf Beziehungen, Wandlungen und starke Emotionen in einem Gesamtkunstwerk aus hochanspruchsvoller Choreographie, wunderbaren Kostümen, einem tänzerisch-beweglichem Bühnenbild und phantastischer Musik. Letzteres betrifft sowohl die Auswahl der kammermusikalisch wiedergegebenen Werke als auch das mitreißende Spiel der Musikerin und Musiker unter der Leitung von Daniel Carlberg. (…) In großartiger Synchronizität tanzen die Mitwirkenden zu den Stücken und bilden so eine beeindruckende Einheit. Hervorragende tänzerische Leistungen bieten in der ganzen Produktion die Hauptrollen ebenso wie das Corps de Ballet und die sich daraus lösenden Paare und Solisten. (…) Alle Veränderungen und inneren Wandlungen werden durch ein lebhaft-bewegtes Bühnenbild verstärkt; die Kulissenschieber gehören zum Ensemble und so tanzt die ganze Bühne mit allen Requisiten, Wänden, Spiegeln und Bildern gleichsam mit. (…) Langanhaltender, begeisterter Applaus für eine mitreißende Produktion.« 

Der Opernfreund

»Christopher Carduck, sehr sicher in seinen tänzerischen Posen von Eitelkeit bis hin zum Opiumrausch, darf seiner Rolle viel Sinnliches geben. Er schafft es damit, den immer mehr zerstörenden Einfluss von Selbsttäuschung und Opium glaubhaft zu machen. Am meisten überzeugte (…) Amilcar Moret Gonzales, nicht nur durch sein Äußeres. Imponierend stark, mit großen Sprüngen und weit ausladenden Armbewegungen wird er seiner Rolle als teuflischer Seelenfänger à la Mephisto oder anderer Kollegen seiner Zunft in jedem Moment gerecht. Für ihn hat Ivanenko eindrucksvolle Situationen gefunden, nicht zuletzt das Schlussbild, das endgültig seine Verderben bringende Kraft verdeutlicht.« 

unser Lübeck

»Grey, selbstverliebt, zunächst unruhig suchend, später leidenschaftlich dynamisch und raumgreifend getanzt von Christopher Carduck, erhofft sich, dass das Porträt an seiner Stelle altert und ihm lebenslange Jugend beschert. Durch den dunklen Zyniker Lord Henry Wotton (famos: Amilcar Moret Gonzales) angestiftet, ordnet er sein Leben ganz dem Lustprinzip unter. […] Keito Yamamoto, schmetterlingshaft violett gekleidet, tanzt eindringlich, der Pas de deux mit Dorian (Christopher Carduck) wird zu einem Glanzstück aus Balancen und Drehungen in verschiedenen Posen, vom Tänzer gehalten und gehoben. […] Die neoklassische Choreographie zeichnet diese Entwicklung eindringlich nach, mit einem glanzvollen Corps de ballet. […] Daniel Carlberg, 1. Kapellmeister in Kiel, hat die musikalische Leitung und wirkt auch am Klavier. Es spielt […] ein kompetentes Kammerensemble der Lübecker Philharmoniker mit Evelyne Saad, Christina Reitemeier, Christian Jonkisch und Antonia Krebber. Viel Beifall gab es für alle.«

Lübeckische Blätter

Weitere Informationen

ballettKIEL*