Schauspiel
Güllen ist pleite. Keine Steuereinnahmen und leere Kassen, obwohl die Wirtschaft des Landes boomt: Güllen soll gepfändet werden! Die ersehnte Rettung naht in Person von Claire Zachanassian, geb. Klara Wäscher, in jungen Jahren von Alfred Ill geschwängert und verlassen, den Vaterschaftsprozess aufgrund falscher Zeug:innenaussagen verloren, entehrt und bettelarm aus der Stadt vertrieben, Kind verloren, zur Prostitution gezwungen, reichen Ölbaron geheiratet und beerbt, jetzt Milliardärin! Nun gilt’s: Mit der Hoffnung, in der ehemaligen Güllenerin eine spendable Wohltäterin begrüßen zu können, wird Claire Zachanassian ein großer Bahnhof bereitet. Und tatsächlich ist sie willens, der Stadt eine Milliarde zu spenden, allerdings unter einer Bedingung – Alfred Ill muss sterben! Selbstverständlich große Empörung bei allen Güllener:innen mit sofortiger konsequenter Ablehnung des unmoralischen Angebots im Namen der Menschlichkeit. Doch seltsam, nach und nach ist überall in der Stadt eine erhöhte Konsumfreudigkeit zu verzeichnen, Kredite werden großzügig gewährt, ein neues Rathaus soll gebaut werden, selbst die Kirche leistet sich neue Glocken. Und Alfred Ill meint zu verspüren, dass sich die Güllener:innen ihm gegenüber zunehmend seltsam benehmen …
Dürrenmatt treibt den Konflikt zwischen Geld und Moral, Schuld und Vergebung, Heuchelei und Aufrichtigkeit, zwingend auf die Spitze. Also – was darf ein Mensch kosten?