Schauspiel

Der Untergang der Titanic

Schauspiel von Hans Magnus Enzensberger

Am 14. April 1912 um 23.40 Uhr rammte die RMS Titanic einen Eisberg; 160 Minuten später ging sie unter, die vermeintlich Unsinkbare. Der Stolz der Weltmeere, ein Weltwunder der modernen Technik – aufgeschlitzt wie ein Frühstücksbrötchen. Vielleicht war dies der Moment, in welchem zum ersten Mal in der Moderne der bis dato unbeirrbare Fortschrittsglaube und grenzenlose Enthusiasmus für Technik deutlich erschüttert wurde. Die Natur schlug zurück! Enzensberger inspirierte dies zu einer düster-ironischen, poetisch verdichteten Analogie der Zeitläufte. Er beschreibt die Kollision der Titanic, zeigt die Panik und Verzweiflung, erzählt vom Kampf um die Rettungsboote, dem langsamen Sterben, und verknüpft diese Schilderung u. a. mit der kubanischen Revolution und einem Vulkanausbruch. Verschiedene Zeitebenen und Bildwelten verfließen ineinander und fügen sich zu einem schwarzhumorigen Ganzen von düsterem Kolorit. Heute, 45 Jahre nach dem Erscheinen, wirkt Enzensbergers sprachgewaltiger Nachgesang wie ein zivilisationsskeptizistisches Menetekel an uns, die Nichts-Begreifenden. Denn so, wie damals die Ärmsten in den untersten Decks als Erste ertranken, sind es heute pazifische Inselstaaten wie Kiribati und Fidschi, die im Zuge des Klimawandels vom ansteigenden Meer geschluckt werden. Dabei sind sie die Letzten, die eine Mitschuld an der Klimaerwärmung tragen. Aber vielleicht sollten sich allmählich auch sonnende Kreuzfahrtpassapiere schon mal auf ein kräftiges »Eisberg voraus!« gefasst machen.

Besetzung

Inszenierung Martin Schulze
Bühne & Kostüme Sabine Böing
Musik Dirk Raulf
Licht Daniel Thulke
Dramaturgie Oliver Held
Premiere 03/12/22 · Kammerspiele

Dauer: ca. 1 Stunde, 35 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»Martin Schulze hat den langen Text von Enzensberger geschickt gekürzt und eingerichtet. Die sprachliche Kraft des Epos‘ bleibt immer erhalten, ihr Wortwitz, ihr schwarzer Humor und ihr blanker Zynismus, der dieses Werk auch auszeichnet. […] Astrid Färber, Maresa Lühle, Sonja Cariaso und Jan Byl bewältigen ihre Text-Massen ebenso souverän wie Andreas Hutzel, ihre Textverständlichkeit ist ausgezeichnet, ihre Art, auf dem Schutthaufen zu agieren, ist ausdrucksstark und ausgefeilt. […] Große Schauspielkunst ist hier zu erleben in einem Drama, das eigentlich keines ist. […] Am Ende war der Beifall groß […] für einen großen Wurf des Lübecker Schauspiels.«

Lübecker Nachrichten

»Noch 45 Jahre nach seinem Erscheinen ist Enzensbergers Theatertext einer der genialsten zur Klimakrise. Martin Schulze arrangiert ihn zu einer bedrückenden dokumentierenden Revue, die den Status des menetekelnden Warnrufs längst hinter sich gelassen hat.«

shz

»Ein kunstvoll bedrückender Abend. […] Es darf gelacht werden, insbesondere auch, weil mit Jan Byl, Sonja Cariaso, Astrid Färber, Andreas Hutzel und Maresa Lühle fünf Leute auf der Bühne agieren, die es verstehen, die Absurdität des Tragischen auf die Spitze zu treiben und dort auch sicher zu balancieren.«

Lübeckische Blätter

Weitere Informationen

Infos und Anmeldung zu unseren Vermittlungs-Angeboten für Schulklassen hier.

Infos zur Buchung für Schulklassen hier.

Unsere Altersstufenempfehlungen zum kompletten Spielplan finden Sie hier.

Nachgespräch mit Mitwirkenden der Produktion


Wir möchten mit Schulklassen (ab der 10. Klasse) nach dem Besuch der Vorstellung über die Themen des Stücks ins Gespräch kommen! Dabei sind Beteiligte der Inszenierung. Weitere Informationen und Anmeldung bei Katrin Ötting, Tel. 0451/7088-115, Mail: k.oetting@theaterluebeck.de