Schauspiel

Franken­stein

nach Motiven von Mary Shelley in einer Überschreibung von To Doan und Julienne De Muirier

Die 1797 in London geborene Mary Shelley war eine bemerkenswerte Frau. Ihre Eltern waren Mary Wollstonecraft, die bereits 10 Tage nach Marys Geburt am Kindbettfieber verstarb, und der Sozialphilosoph William Godwin. Mary erkundete bereits in jungen Jahren die umfassende Hausbibliothek und schloss Bekanntschaften mit etlichen Hausgästen: Intellektuelle, Politiker, Literaten. Dann verliebte sie sich in den Dichter Percy Shelley, mit dem sie 1816 in der Schweiz, als Teil einer fünfköpfigen Gruppe rund um Lord Byron, den Sommer am Genfersee verbrachte. Doch da im Jahr zuvor in Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen war, regnete es während der gesamten Zeit. Daher kam man überein, sich zum Zeitvertreib erfundene Gespenstergeschichten vorzulesen. Und so war Mary Shelley gerade mal 19 Jahre alt, als sie die Geschichte um den ehrgeizigen Wissenschaftler Viktor Frankenstein erfand, der in Ingolstadt aus gestohlenen Leichenteilen einen Körper zusammensetzt und in einer »trostlosen Novembernacht« zum Leben erweckt – »Frankenstein«.
Mittels der Hausbibliothek hatte Marys Mutter trotz ihres frühen Todes einen prägenden Einfluss auf ihre Tochter, denn sie war eine außergewöhnliche Frau, vor allem für ihre Zeit: Sie war Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin. Mit den Jahren las Mary alles, was ihre Mutter geschrieben hatte: bewegende Schriften über Demokratie und Frauenrechte, die viele Menschen inspirierte und Mut machte, aber auch Wut und Empörung provozierten.
Mary Shelley sog all diese Ideen in sich auf und ließ sie in ihren eigenen Werken mit einfließen. Und so kann man auch den »Frankenstein« als feministisch unterlegt lesen: als eine deutliche Kritik an den allumfassenden patriarchalen Allmachtsfantasien und Herrschaftsstrukturen, in welcher der Mann als genialischer Schöpfer und Weltenlenker immer im Mittelpunkt steht.

Das Regieteam rund um die Regisseurin Babett Grube hat, auf der Basis von To Doans und Julienne De Muiriers Überschreibung des Romans, Mary Shelleys Kritik am autoritären Paternalismus in den Mittelpunkt der Inszenierung gerückt. Sie tun dies, indem sie keine zusammenhängende Geschichte mit psychologisch agierenden Figuren erzählen, sondern Themen und Motive des Romans in lose folgenden Einzelszenen aufgreifen und visuell wie spielerisch überbordend auf die Bühne stellen. Mit dieser Interpretation verorten sie den Roman »Frankenstein« komplett im Hier und Jetzt und zeigen auf, dass das Monster in uns allen schlummert und stets unser Denken und Handeln beeinflusst.
Babett Grubes Inszenierung ist erhellend, energetisch, spannend, immer wieder lustig und auch optisch ein absoluter Hingucker.

 Franken ­ stein
Foto: Sinje Hasheider
Premiere 11/02/23 · Großes Haus

Dauer: ca. 1 Stunde, 30 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»[Es] ist […] ein lebendiger und auch unterhaltsamer Theaterabend. Das ist vor allem der Regie und den fünf Schauspielerinnen zu verdanken. […] Sie sprechen das Schwere mit Leichtigkeit aus und glänzen mit Leidenschaft und Spielfreude. Das Publikum lohnt es mit großem Applaus.«

Lübecker Nachrichten

»Das macht richtig Spaß! […] Und spielen, das können diese fünf Frauen – in der Regie von Babett Grube, auf der Bühne von Lan Anh Pham und in den Kostümen von Hanne Lauch – richtig gut. […] Das anwesende Publikum [reagierte] […] überwiegend begeistert, bei den Schluss-Ovationen sogar standing and cheering.«

Die deutsche Bühne

»Überschreibung ist ein schwaches Wort für das, was Babett Grube mit Hilfe von fünf grandios spielenden Darstellerinnen (Marlene Goksch, Lilly Gropper, Susanne Höhne, Lucia Peraza Rios, Mona Sumaia Rode) in Szene setzt. Anderthalb Stunden lang ist etwas ganz Neues zu sehen, Fragmente, die sich mit Monströsem in politischen und gesellschaftlichen Gefügen auseinandersetzen, mit Dominanz, Ausgrenzung, Geschlechterorientierung und dem Ringen um Gleichwertigkeit in hierarchischen Strukturen. […] Das Premierenpublikum applaudierte begeistert.«

Die Gemeinnützige

»Es sind […] die jungen Themen, die in der Frankenstein Inszenierung angesprochen werden: Feminismus, sexualisierte Gewalt, geschlechtliche Orientierung im Rausch der immer technischer werdenden Welt. […] Mit viel Körpereinsatz, einer sich ständig verschiebenden Bühne und allem Licht, was das große Haus zu bieten hat.«

NDR Kultur

»Der Text von To Doan und De Muirier ist sehr dicht und voller Bezüge zu den Verhältnissen, unter denen wir leben, und baut auf Motiven Mary Shellys auf. […] Die fünf Schauspielerinnen […] sprechen und agieren in allen Facetten: leise und nachdenklich, laut und anklagend, schreibend und lachend. […] Der eigentliche Star des Abends ist die Bühnentechnik, es wird alles genutzt, was das Große Haus zu bieten hat […]. […] Verantwortlich für das Bühnenbild […] ist Lan Anh Pham.«

Offener Kanal Lübeck

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