
Schauspiel
Ghetto
von Joshua Sobol
Deutsch von Jürgen Fischer
Wiederaufnahme 11/09/21 | Kammerspiele
Inhalt
»Es ist nur noch ein Schritt vom Humanismus zum Nationalismus. Und ein weiterer zur Bestialität.«
Der Puppenspieler Srulik erinnert sich des Ghetto-Theaters im litauischen Vilnius 1942, basierend auf Herman Kruks Tagebucheinträgen. Ihre Auftritte im Theater retten die Künstler:innen vor der Erschießung – dies hat Jakob Gens, Chef der jüdischen Ghettopolizei, beim SS-Führer Hans Kittel erwirkt. Pragmatisch versucht Gens, die Zahl der Opfer gering zu halten, doch heiligt der Zweck die Mittel? Mehr lesen
Im Zwiegespräch mit seiner vorlauten Puppe Lina setzt sich Srulik für die berühmte Sängerin Chaja ein. Sie sind der zynischen Tyrannei des SS-Offiziers Kittel ausgeliefert, der jüdischen Humor, Jazz und Gershwin liebt – und ein gnadenloser Mörder ist.
Malte C. Lachmann inszeniert nach »Die Dreigroschenoper « und »Alice« das Schauspiel mit Musik und Puppenspiel über die Ökonomie von Überleben und Tod: Dürfen einzelne Menschen geopfert werden, um andere zu retten? Weniger anzeigen
Besetzung
Dauer ca. 1 Stunde, 40 Minuten (keine Pause)
Pressestimmen
»Vor allem Andreas Hutzel als zähnefletschender Kittel, Henning Sembritzki als gebrochener, nach außen Härte auftragender Jakob Gens und der Gesang Kathrin Hanaks grundieren das Geschehen in der Grausamkeit, die die existenziellen Fragen hervorbringt: Widerstand leisten? Unheil gegen Unheil abwägen? Kapitulieren, weil man sowieso machtlos ist? Das sind die Fragen, die Lachmann aus ›Ghetto‹ herausholt.«
»So sind die Eckpfeiler der Debatte abgesteckt, die Malte C. Lachmann nicht als bleiernes Lehrstück inszeniert, sondern als ein Kammerspiel, in das sich immer wieder Musik (Leitung Willy Daum) schiebt. Die ›Fesche Lola‹ etwa oder George Gershwins ›Swanee‹, weil Kittel auch den Jazz schätzt. Vor allem aber jiddische Lieder, die damals in Vilnius für das Ghettotheater geschrieben wurden. Kathrin Hanak, die die Chaja spielt, erweist sich dabei als eine großartige Sängerin. ›Es ist eure Aufgabe, uns daran zu erinnern, wer wir sind‹, sagt Jakob Gens zu den Schauspielern, als auf Kittels Order hin im Ghetto Theater gespielt werden soll. Das ist wohl so, nicht nur in Vilnius im Jahr 1942.«
»Zu sehen ist eine bewegende (...) Inszenierung, die mit ihrer ästhetischen Qualität dem gefesselten Zuschauer einen Spiegel vorhält. (…) Dieser Inszenierung ist ein langes Bühnenleben zu wünschen.«
Weitere Informationen
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