Schauspiel

Ghetto

von Joshua Sobol · Deutsch von Jürgen Fischer

von Joshua Sobol
Deutsch von Jürgen Fischer

Der Puppenspieler Srulik erinnert sich des Ghetto-Theaters im litauischen Vilnius 1942, basierend auf Herman Kruks Tagebucheinträgen. Ihre Auftritte im Theater retten die Künstler:innen vor der Erschießung – dies hat Jakob Gens, Chef der jüdischen Ghettopolizei, beim SS-Führer Hans Kittel erwirkt. Pragmatisch versucht Gens, die Zahl der Opfer gering zu halten, doch heiligt der Zweck die Mittel?

Im Zwiegespräch mit seiner vorlauten Puppe Lina setzt sich Srulik für die berühmte Sängerin Chaja ein. Sie sind der zynischen Tyrannei des SS-Offiziers Kittel ausgeliefert, der jüdischen Humor, Jazz und Gershwin liebt – und ein gnadenloser Mörder ist.

Malte C. Lachmann inszeniert nach »Die Dreigroschenoper « und »Alice« das Schauspiel mit Musik und Puppenspiel über die Ökonomie von Überleben und Tod: Dürfen einzelne Menschen geopfert werden, um andere zu retten?

Besetzung

Inszenierung Malte C. Lachmann
Musikalische Leitung/Arrangements Willy Daum
Vocalcoach Turan von Arnim
Puppenbau/Beratung Judith Mähler
Jiddisch-Betreuung Martin Quetsche
Licht Georg Marburg
Dramaturgie Anja Sackarendt
Srulik, ein Puppenspieler und die Puppe Lina Will Workman
Kittel, ein Nazi-Offizier Andreas Hutzel
Weiskopf, ein Unternehmer Vincenz Türpe
Chaja, eine Sängerin Kathrin Hanak
Gens, Leiter des Ghettos Henning Sembritzki
Kruk, der Chronist und Ghetto-Bibliothekar Heiner Kock
Dessler, jüdischer Ghettopolizei-Offizier Sven Simon
Kinder Statisterie

Puppen:
Gerstein / Tobias / Helena / Rabbi Heiner Kock
Abraham / Jankel Vincenz Türpe
Lea / Luba Kathrin Hanak
Umah Sven Simon
Itzig Will Workman

Musiker:
Chaikin Edgar Herzog
Schloime Peter Imig
Feivel Tobias Hain
Moishe Willy Daum
Ghetto
Foto: Falk von Traubenberg
Wiederaufnahme 11/09/21 | Kammerspiele

ca. 1 Stunde, 40 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»Vor allem Andreas Hutzel als zähnefletschender Kittel, Henning Sembritzki als gebrochener, nach außen Härte auftragender Jakob Gens und der Gesang Kathrin Hanaks grundieren das Geschehen in der Grausamkeit, die die existenziellen Fragen hervorbringt: Widerstand leisten? Unheil gegen Unheil abwägen? Kapitulieren, weil man sowieso machtlos ist? Das sind die Fragen, die Lachmann aus ›Ghetto‹ herausholt.« 

nachtkritik.de

»So sind die Eckpfeiler der Debatte abgesteckt, die Malte C. Lachmann nicht als bleiernes Lehrstück inszeniert, sondern als ein Kammerspiel, in das sich immer wieder Musik (Leitung Willy Daum) schiebt. Die ›Fesche Lola‹ etwa oder George Gershwins ›Swanee‹, weil Kittel auch den Jazz schätzt. Vor allem aber jiddische Lieder, die damals in Vilnius für das Ghettotheater geschrieben wurden. Kathrin Hanak, die die Chaja spielt, erweist sich dabei als eine großartige Sängerin. ›Es ist eure Aufgabe, uns daran zu erinnern, wer wir sind‹, sagt Jakob Gens zu den Schauspielern, als auf Kittels Order hin im Ghetto Theater gespielt werden soll. Das ist wohl so, nicht nur in Vilnius im Jahr 1942.«

Lübecker Nachrichten

»Zu sehen ist eine bewegende (...) Inszenierung, die mit ihrer ästhetischen Qualität dem gefesselten Zuschauer einen Spiegel vorhält. (…) Dieser Inszenierung ist ein langes Bühnenleben zu wünschen.« 

Lübeckische Blätter

Weitere Informationen

Hier finden Sie den mehrsprachigen Stückflyer zum Download.