Schauspiel

Medea. Stimmen

von Christa Wolf

mit Chorgesängen nach Texten von Euripides, Platon und Thomas Brasch

In »Medea. Stimmen« dachte die Thomas-Mann-Preisträgerin Christa Wolf den Mythos um eine der bekanntesten Figuren der griechischen Antike gänzlich neu. Lange Zeit prägte Euripides’ Tragödie die Darstellung der Medea als eine zaubermächtige, rachsüchtige Frau, die selbst vor Kindsmord nicht zurückschreckt, um den Helden Jason für seinen Verrat an ihr zu bestrafen. Doch aus den Stimmen von Weggefährt:innen und Gegner:innen der Medea schuf Christa Wolf eine neue Figur: Medea als eine Fremde, die in Korinth Schutz sucht und für ihre Heilkünste bewundert wird; die Unfrieden stiftet, weil sie Korinths Vergangenheit nicht ruhen lässt. Denn Medea glaubt das Ammenmärchen nicht, nach dem Korinths Thronfolgerin erst entführt und dann in einem weit entfernten Reich glücklich verheiratet worden sei. »Entweder ich bin von Sinnen oder ihre Stadt ist auf ein Verbrechen gegründet.« Medeas Nachfragen versetzen König Kreon und seine einflussreichen Ratgeber in Unruhe. Sie schüren Neid und Missgunst gegen Medea und bald droht die Stimmung in der Stadt zu kippen – gegen alle, die Medea nahestehen und alle, die in Korinth als »Fremde« gelten.

Regisseur Zino Wey lässt die unterschiedlichen Stimmen im Theater aufeinandertreffen. Gemeinsam mit Komponist Lukas Huber entwickelt er eine musikalische Inszenierung mit Chorgesang, um eine Brücke zu schlagen von der griechischen Antike ins Heute. Denn »aus der Tiefe der Zeit kommt Medea uns entgegen«, wie Christa Wolf schreibt.

Besetzung

Inszenierung & Bühne Zino Wey
Kostüme & Mitarbeit Bühne Pascale Martin
Musik Lukas Huber
Licht Daniel Thulke
Dramaturgie Cornelia von Schwerin
Agameda Astrid Färber
Akamas, 1. Astronom Michael Fuchs
Leukon, 2. Astronom Sven Simon
Medea-Chor Mitglieder aus dem Extrachor des Theater Lübeck und dem Phemios Kammerchor Lübeck
 Medea.   Stimmen
Foto: Katrin Ribbe
Premiere 30/11/24 · Kammerspiele

Dauer: ca. 1 Stunde, 50 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»Christa Wolfs ›Medea. Stimmen‹ ist mehr als die Neuerzählung eines Mythos – es ist ein schonungsloses Porträt einer Gesellschaft, die sich selbst schützt, indem sie ihre Helden zerstört. Das Theater Lübeck bringt diese Dynamik in einer ebenso reduzierten wie eindringlichen Ästhetik auf die Bühne.«

Theater der Zeit

»Eindrücklich erzählt der Abend zeitlose und daher hochaktuelle Mechanismen der Ausgrenzung und des Machterhalts.« 

Theater der Zeit

»Über ihre Länge von knapp zwei Stunden entwickelt die Inszenierung in ihrer Reduktion eine Dichte und Intensität, durch die kleinste Effekte große Wirkung erzielen – Medeas verzweifelt geschriener Fluch auf die Stadt Korinth bildet dabei den letzten bewegenden Höhepunkt, bevor sie am Ende des Stückes das Publikum fragt: ›Ist eine Welt zu denken, in die ich passen könnte?‹«

Theater der Zeit

»Zino Weys Bühnenfassung des Romans macht aus der Mythos-Überschreibung ein eindrucksvolles Drama, das vom tödlichen Hass auf Fremde handelt«

taz

»Die Regie spendiert eine klare, ruhige und daher umso eindringlichere Inszenierung voller aparter Bilder und Schönklanggesang. Sie bringt den Text mit vitalem Ernst auf die Bühne und zeigt die Titelfigur als einsame Heldin empathischer Aufklärung. So wird die Diskussion eröffnet über eine patriarchal geprägte Sicht auf Medea. Etwas für Freunde des Mitdenkens.«

taz

»Ein starkes Stück ist hier zu besichtigen, dem es gelingt, den Aktions-freien Stoff akustisch und optisch mit Energie zu versorgen.«

sh:z

»Allein der schon erwähnte Chor, bestehend aus elf mit archaisch anmutenden Masken versehenen Personen, ist für Ohren und Augen ein Erlebnis.«

sh:z

»Diese Medea ist nicht die Medea, die man zu kennen glaubt: die Eifersüchtige, die Rachsüchtige, die Mörderin ihres Bruders und ihrer Kinder. Diese Medea ist eine Heilerin, stolz, mutig, großmütig und mitfühlend.«

Lübecker Nachrichten

»Die Version passt gut in unsere Zeit, in der Jahrhunderte oder Jahrtausende alte Stereotypen in Frage gestellt werden – besonders die über Frauen.«

Lübecker Nachrichten

»Das Stück hat sechs starke Figuren.«

Lübecker Nachrichten