Schauspiel

Shock­headed Peter
(Struwwel­peter)

Ein Musical der Tiger Lillies, Julian Crouch & Phelim McDermott · Musik von Martyn Jacques · Junk-Oper nach Motiven aus »Der Struwwelpeter« von Heinrich Hoffmann

Deutsch von Andreas Marber

Vor fast 180 Jahren brach der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann seine vergebliche Suche nach einem Geschenk für seinen dreijährigen Sohn ab und entschloss sich, selbst ein Kinderbuch zu schreiben. Die erste Auflage des »Struwwelpeter« erschien 1845 und erzählt bis heute zehn kleine Geschichten von renitenten Kindern und deren tragischem Ende – vom bösen Tierquäler Friederich und dem zündelnden Paulinchen, von den prügelnden »böhzen« Buben und einem schießwütigen Jägersmann, vom daumennuckelnden Konrad und dem magersüchtigen Suppen-Kaspar; vom Zappelphilipp und vom Hanns Guck-in-die-Luft, vom fliegenden Robert und natürlich vom haarigen Struwwelpeter selbst.

Zwei Engländer, Phelim McDermott und Julian Crouch, knöpften sich vor 25 Jahren, gemeinsam mit der Londoner Kultband »The Tiger Lillies«, den Stoff noch einmal vor. Das Resultat ist eine grotesk-makabre Adaption, in der Hoffmanns Verse mit schwarzem Humor und noch schwärzerer Pädagogik zugespitzt wurden, gepaart mit einer wilden musikalischen Mischung aus tomwaitsartigem Blues und trunkener Zirkusmusik – eben eine echte Junk-Oper.

Besetzung

Inszenierung Malte C. Lachmann
Musikalische Leitung & Arrangements Willy Daum
Kostüme Medea Karnowski
Choreografie Tiago Manquinho
Licht Daniel Thulke
Ton Torben Schlicht
Dramaturgie Oliver Held

Band  
Holzblasinstrumente Edgar Herzog
Gitarren Urs Benterbusch
Kontrabass Peter Imig
Drums/Percussion Jonathan Göring
Akkordeon Willy Daum
 Shock ­ headed   Peter
Foto: Sinje Hasheider
Wiederaufnahme 04/10/24 · Kammerspiele

Dauer: ca. 1 Stunde, 15 Minuten (keine Pause)

Pressestimmen

»Tod und Verderben kommen in Malte Lachmanns Inszenierung wunderbar grotesk daher. […] Aufgrund des riesigen Typenarsenals in dem Stück, stellten die Schauspieler und Schauspielerinnen mehrere Figuren dar und brillierten allesamt in ihren Rollen. Besonders hervor stach Ensemble-Neuzugang Luisa Böse […]. […] Mit der Inszenierung dieser Trash Oper ist Regisseur Malte Lachmann eine intensive und ganz besondere Verquickung von Story, Choreografie, Musik und Gesang gelungen. Ein schaurig schönes Spiel mit der Faszination des Bösen, das abstoßend wie anziehend zugleich wirkte, wurde hier mit hoher Visualität auf die Bühne gezaubert. In den zur Premiere voll besetzten Kammerspielen gab es […] für das gesamte Team begeisterten Applaus.«

Offener Kanal Lübeck

»Schauspielchef Malte C. Lachmann hat sich für eine Inszenierung […] eine sehr besondere Truppe ausgesucht. Die Damen und Herren verstehen es, die Klaviatur der Groteske zu bedienen […]. […] Klar wird gesungen und das, wie vom Lübecker Schauspiel zu erwarten, grandios. Eine fünfköpfige von Willy Daum geleitete Band lenkt und begleitet im Hintergrund. […] Das Premierenpublikum applaudiert sich Kinder- und Erwachsenenseele gleichermaßen aus dem Leib.«

shz

»Das Musical […] gibt den Musikern und Schauspieler:innen […] wieder die Möglichkeit, ihre Showtalente zu zeigen. Die komödiantischen Elemente kommen auch […] nicht zu kurz. […] Man spürt die Freude der Theatermacher:innen an der Groteske. […] Mit viel Spielfreude wird die politisch inkorrekte schwarze Pädagogik ausgelebt. […] Alle Schauspieler:innen stellen ihre Figuren in all ihrer Skurrilität ernsthaft dar. Große Kunst!«

ultimo

»[Andreas] Hutzels Spielfreude ist hemmungslos und mitreißend. Nicolai Gonther verkörpert ebenso abstoßend-anziehend sein aasiges, jüngeres Pendant. […] In all der visuellen Pracht rückt die Musik fast in den Hintergrund, aber das täuscht: Ohne sie und die Choregrafie (Tiago Manquinho) würde aus den Geschichten, dem Schauspiel und dem Bühnenbild nicht diese großartige, abgründige Theatershow entstehen. Willy Daum hat die Songs gekonnt mit ungeschliffener Anmutung arrangiert. […] In der Trash-Hölle dieser Show spielt sich das Drama des ungeliebten, drangsalierten, gequälten Kindes ab. Das ist die Rolle von Luisa Böse, die damit einen großartigen Einstand als neues Ensemblemitglied liefert.«

Lübecker Nachrichten

»Nicolai Gonther ist ein makabrer Conferencier von unterschwelligem Schauder; immer ein Quäntchen übersteuert spielt daneben Publikumsliebling Andreas Hutzel seine Rolle aus. Und Luisa Böse, Neuzugang am Theater Lübeck, tobt mit Latzhose und Strubbelperücke sehenswert durch sämtliche Angstträume des Abends. […] Die schräg durch alle Stile von Vaudeville bis Punk vagabundierende Musik wirkt dazu präzise im Hintergrund. Ein subtiler Künstlichkeitsverstärker, von Willy Daum und seinen vier versierten Musikerkollegen von kirmesscheppernd bis Tom-Waits-düster intoniert. […] Genüsslich hat Lachmann das wilde Spiel angezettelt – und erzählt das Theater und seine spielerischen Wurzeln gleich mit.«

Kieler Nachrichten