Musiktheater

The Turn of the Screw

Kammeroper von Benjamin Britten

Kammeroper von Benjamin Britten (1913‑1976)
Libretto von Myfanwy Piper (1911‑1997)
Nach der gleichnamigen Novelle von Henry James (1843‑1916)

Uraufführung 1954 in Venedig

Lübecker Erstaufführung

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Eine junge Frau begibt sich auf das Landgut Bly, um sich dort um die Erziehung zweier verwaister Geschwister zu kümmern. Der Onkel und Vormund der Kinder hat sie als Gouvernante unter der Voraussetzung angestellt, dass sie die ganze Verantwortung für die Kinder übernehmen solle und ihn keinesfalls mit Briefen und Fragen belästigen dürfe. In Bly versucht die neue Gouvernante, vortreffliche Arbeit zu leisten. Eines Tages erscheint draußen hinter dem Fenster ein unbekannter Mann, der sofort wieder verschwindet. Erschrocken und aufgewühlt fragt die Gouvernante die Haushälterin Mrs. Grose nach dem Namen des Unbekannten. An der Beschreibung glaubt Mrs. Grose den ehemaligen Diener Peter Quint zu erkennen. Verwundert fügt sie hinzu, Quint sei aber schon längst gestorben … Je mehr die Gouvernante versucht, die Geheimnisse des Hauses zu erkunden, desto rätselhafter und fremder kommt ihr ihr Umfeld vor. Bis zum Schluss bleibt die Handlung der Oper höchst ambivalent: Sind die Kinder so unschuldig, wie sie scheinen? Ist die Gouvernante die Einzige, die merkwürdige Erscheinungen wahrnimmt? Sie glaubt, dass zwei böse Geister – Quint und die ehemalige Gouvernante Miss Jessel, die unter ungeklärten Umständen gestorben ist – die Kinder bedrohen. Doch bedroht sie nicht die Kinder durch ihre eigene Besessenheit mit den Gespenstern selbst? Existieren diese Gespenster wirklich oder sind sie Projektionen, die den verdrängten Trieben und Ängsten der Gouvernante entstammen? Oder sind sie vielleicht das Mittel, durch welches die Kinder ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten?

Bei »The Turn of the Screw« diente genauso wie bei »Owen Wingrave« Benjamin Britten und seiner Librettistin Myfanwy Piper eine Gespenstergeschichte von Henry James als Vorlage. Der international gefeierte Regisseur Stephen Lawless, der bereits im Herbst 2021 »Owen Wingrave« auf die Bühne des Theater Lübeck gebracht hat, führt bei »The Turn of the Screw« erneut die Regie. Somit wird diese Kammeroper zum zweiten Stück in dem über zwei Jahre laufenden Britten-Zyklus.

The Turn of the Screw
Foto: Jochen Quast
Premiere 11/03/22 | Großes Haus

ca. 2 Stunden, 20 Minuten (eine Pause)

Pressestimmen

»Ovationen für ›The Turn of the Screw‹ […] Die gekachelten Wände bleiben während des gesamten Stückes Teil des großartigen Bühnenbildes von Frank Philipp Schlößmann, der auch für die Kostüme im Stil der 1940er Jahre verantwortlich zeichnet. […] Sie [Evmorfia Metaxaki] vermittelt eine große Palette von Emotionen, das ist beeindruckend und furchterregend zugleich. Denn die schafft es, dass das Publikum mit ihr leidet, Angst und Wut erlebt und am Ende tiefste Verzweiflung. […] Am Ende gab es riesigen Beifall, viele Bravos und Ovationen im Stehen für eine Inszenierung, die überzeugend und auch durch die Lichtgestaltung […] von Szene zu Szene immer bedrohlicher wirkte. Ein nicht leicht zu ertragender, aber großartiger Opernabend.«

Lübecker Nachrichten

»So oder so bleibt diese Inszenierung eine visuell immer wieder aufs Beste überraschende, gesanglich auch mal beeindruckende Angelegenheit – vielleicht noch vor Hauptdarstellerin Metaxaki ist Sopran Geppert klar der Star des Abends.«

taz Nord

»Mittelpunkt des Geschehens ist die Gouvernante, die Evmorfia Metaxaki sehr facettenreich stimmlich und darstellerisch erfasst. […] Sie findet […] stets den richtigen Ausdruck. Eine großartige Leistung! Neben ihr steht Jakob Geppert seine vielschichtige Partie außerordentlich vital durch […] Ein weiterer Glücksfall dieser Inszenierung ist, dass auch das Instrumentale der Qualität der Szene nicht nachsteht. Takahiro Nagasaki, 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor, zaubert aus dem Graben sensible Klänge, schafft mit den Musikern des Philharmonischen Orchesters spannungsvolle Begleitungen und hält eine sehr konzentrierte Verbindung zur Bühne. Das Publikum zeigte seine Zustimmung mit langem Beifall.«

nmz

»Nach […] ›Owen Wingrave‹ […] ist dem Lübecker Opernhaus mit ›The Turn of the Screw‹ […] ein weiterer großer Coup gelungen. […] In Stephen Lawless‘ sensibler und spannungsvoller Interpretation der Handlung – in der beeindruckenden Ausstattung von Frank Phillip Schlößmann und in der ausgefeilten Lichtregie von Falk Hampel – wird die Gouvernante in ein Sanatorium eingeliefert […]. Pointiert und auf bezwingende Weise arbeitet Lawless Floras Agressivitäten und Miles‘ Erregungszustände heraus […]. […] Als Gouvernante brillierte Evmorfia Metaxaki mit ihrer hochintensiven dramatischen Darstellung und ihrem in allen Lagen perfekt geführten Sopran […]. Wioletta Hebrowska […] ließ ihren ausdrucksvollen klangschönen, farbenreichen Mezzosopran strömen. Wolfgang Schwaninger war […] ungemein fesselnd. […] Stimmlich war es ihm [Jakob Gepper] ein leichtes, mit seinen Bühnenkollegen mitzuhalten, auch darstellerisch war er herausragend und bot hier eine Glanzleistung. […] Das Publikum […] dankte dem gesamten Produktionsteam, sowie den hingebungsvoll agierenden Solisten für die herausragenden sängerischen und schauspielerischen Leistungen mit lang anhaltendem Applaus.«

Der neue Merker

»Es ist eine erneute Glanzleistung dieses experimentierfreudigen Hauses. […] Das intelligent und tiefsinnig gestaltete Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann eröffnet immer wieder neue Ebenen, die denen des Bewussten und Unterbewussten entsprechen […]. […] Bei […] allen […] Mitwirkenden treffen großartige gesangliche Leistungen mit einer durchdachten Personen- und Bewegungsregie zusammen. […] Die Lübecker Philharmoniker unter Takahiro Nagasaki […] machen das Gesamtkunstwerk dieser Oper großartig erlebbar, weil hier Ton und Text ineinandergreifen, einander verstärken und auf den unterschiedlichen Ebenen ergänzen. […] Der aufbrandende, langanhaltende Applaus eines begeisterten Publikums […] würdigte […] enthusiastisch eine künstlerische Gesamtleistung von herausragender Qualität.«

Klassik begeistert

»Lübecks Musiktheater [brachte] […] eine zweite Kammeroper Benjamin Brittens […] äußerst erfolgreich heraus […]. Der Regisseur lässt die Szenen mit äußerster Präzision spielen: […] eine schnörkellose Personenregie in beklemmender Bilderfolge […]. Evmorfia Metaxaki sing und spielt die Governess überragend, mit strahlendem Sopran gestaltet sie alle Feinheiten der Melodie und beeindruckt durch ein reiches Arsenal an emotionalen Stadien. […] Am Pult steht […] Takahiro Nagasaki, der die farbenreich changierende Tonsprache mit den Solisten der Philharmoniker sensibel nachzeichnet und ein besonderes Gespür für die besondere Farbpalette Brittens in der prägnanten Zeichnung von Personen und Entwicklungen beweist. Es gab langen Beifall im Stehen.«

Lübeckische Blätter

»Ideal besetzt war die Hauptrolle der Gouvernante. Evmorfia Metaxaki konnte die ganze Palette ihrer sängerdarstellerischen Qualitäten auffächern. […] Mezzosopranistin Wioletta Hebrowska (Mrs. Grose) und Sopranistin Sabina Martin (Miss Jessel) passten mit ihren kräftigen Sopranstimmen gut dazu. […] Dirigent Takahiro Nagasaki war engagiert, die atmosphärische Dichte mit dem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck auszuloten. […] Wunderbar […], wie er die Sänger im Blick behielt. […] Das Publikum applaudierte minutenlang.«

Das Opernglas

»Das Premierenpublikum […] war ergriffen und begeistert, applaudierte nach zweieinviertel Stunden Hochspannung und Hochleistung allen Mitwirkenden stärker und länger als sonst. […] In diesem schwierigen Britten-Parlando der hohen Stimmen mit immer wieder gebrochenen Spitzentönen finden sich alle sechs Protagonisten mühelos zurecht – voran Evmorfia Metaxaki, die als Gouvernante den größten Part hat und über sich hinauswächst. […] Die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters, die im Graben die komplexe Partitur Brittens umsetzten, hätten es verdient, alle genannt zu werden. Denn sie sind hier geforderte, vorzügliche Instrumentalsolisten.«

HL-live