Musiktheater

Viva la Mamma!

Oper von Gaetano Donizetti

Oper von Gaetano Donizetti (1797‑1848)
Libretto nach Antonio Sografi (1759‑1818)
Deutsche Übersetzung und Bearbeitung von Karlheinz Gutheim und Horst Goerges

Uraufführung 1831 in Mailand

In deutscher und italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Die Opernwelt ist die Welt der großen Leidenschaften. Mitten in der Probe zur musikalischen Tragödie »Romulus und Ersilia« kocht die Stimmung langsam hoch: Das Ego steht im Mittelpunkt. Agata, die Mutter der zweiten Sopranistin, beschimpft ständig die Primadonna und der Konflikt droht, zur Schlägerei zu eskalieren. Die Mezzosopranistin fühlt sich durch diesen sinnlosen Streit belästigt und verlässt empört die Probe. Der verzweifelte Impresario kann nichts anderes unternehmen, als Mamma Agata für die Mezzo-Rolle zu engagieren. Es liegt aber eine kleine Schwierigkeit vor: ihre tiefe Bassstimme …

Das zweite Problem ist natürlich das Geld. Die unternehmerische Mamma will mit allen Mitteln aus der mittelmäßigen Begabung ihrer Tochter eine Einnahmequelle für sich schaffen. In der Zwischenzeit entflammt hinter den Kulissen ein Aufstand: Die Truppe verliert schnell die Lust, große Kunst zu machen, wenn für ihre Arbeit nicht bezahlt wird. Künstlerinnen und Künstler verlangen nach dem Vorschuss, haben aber keinen Anspruch darauf, weil sie durch ihre Verträge vom Impresario finanziell versklavt wurden. Der Impresario zittert wiederum vor einer noch höheren Macht – vor der Willkür des Gönners. Findet die Oper trotz alledem statt?

In dieser klugen Opernparodie kommen alle Sitten und Unsitten des Theaters ans Tageslicht und werden gnadenlos ausgelacht, nicht nur szenisch, sondern auch musikalisch. Seit Donizettis Lebzeiten hat sich einiges im Opernbetrieb verändert. Doch Selbstironie muss sein: Regisseurin Effi Méndez wird dafür sorgen, dass sowohl erfahrene Opernfreundinnen und -freunde als auch neugierige Newcomer manche Klischees erkennen mögen und diese (äußerst glaubwürdigen!) Bühnenangelegenheiten mit herzlichem Gelächter beantworten. Das Publikum erwartet absurder Witz, scharfe Satire, Slapstick … und viel echte Oper!

Besetzung

Musikalische Leitung Takahiro Nagasaki
Inszenierung Effi Méndez
Licht Falk Hampel
Dramaturgie Polina Sandler
Corilla Sartinecchi, die Primadonna Andrea Stadel
Stefano, ihr Ehemann Erwin Belakowitsch / Kenneth Mattice
Luigia Boschi, die zweite Sopranistin Evmorfia Metaxaki / Virginia Felicitas Ferentschik
Agata, ihre Mutter Steffen Kubach
Dorotea Caccini, die Mezzosopranistin Wioletta Hebrowska / Milena Juhl
Guglielmo Antolstoinolonoff, der erste Tenor Yoonki Baek
Vincenzo Biscroma, der Komponist Johan Hyunbong Choi
Orazio Prospero, der Librettist Beomseok Choi
Der Impresario Gerard Quinn
Viva la Mamma!
Foto: Olaf Malzahn
Premiere 08/10/21 | Großes Haus
Premiere + 10/10/21 | Großes Haus

ca. 2 Stunden (eine Pause)

Pressestimmen

»Beste Unterhaltung: Donizettis Opernparodie ›Viva la Mamma!‹ am Theater Lübeck erfreute das Premierenpublikum mit einer wunderbaren Ensembleleistung – und einer ordentlichen Portion Selbstironie […]. Regisseurin Effi Méndez hat das […] Stück […] mit viel Freiheit und komödiantischer Freude zeitgenössisch zugeschnitten. […] Bariton Steffen Kubach ist in der Titelrolle der ›Mamma‹ eine Naturgewalt, die alle Widerstände von der Bühne fegt. […] Sichtlichen Spaß am Klamauk haben hier alle Beteiligten, im stimmlichen Überzeichnen ihrer Gesangsparts – wie in den wild kollernden Koloraturen der Primadonna – ebenso wie am parodistischen Ausagieren ihrer Rollen. Das Ensemble glänzt im Zusammenklang der zahlreichen Protagonisten des Opernbetriebs. […] Das von [Takahiro Nagasaki] geführte Orchester intonierte mit Verve und Witz – und der für diese Opernparodie nötigen Leichtigkeit. Was für ein herrliches Theater, belohnt mit anhaltendem Applaus.«

Lübecker Nachrichten

»Großer Opernspaß […] Endlich wieder Orchester in voller Besetzung, endlich wieder Turbulenz auf der Bühne: […] ›Viva la Mamma‹ wurde […] im Großen Haus bejubelt. […] Die Partien sind natürlich ein ›Fressen‹ – gesanglich und spielerisch – fürs gesamte Lübecker Ensemble, voran Andrea Stadel als Primadonna, die die halsbrecherischen Koloraturen bravourös meistert. Die beste Studie bringt Yoonki Baek, der den Tenor mit feiner Ironie und souveränen Höhen zeichnet. Ein dritter Höhepunkt: das Duett von Gerard Quinn (Impresario) und Steffen Kubach (la Mamma) mit ihren kultivierten Baritonen. […] Ein Hauptakteur sind die Lübecker Philharmoniker. Was sie an Feinabstimmung, melodiöser Rasanz und Presto-Beweglichkeit in allen Gruppen leisten müssen – und können! – reißt mit. Nun haben sie im Ersten Kapellmeister Takahiro Nagasaki auch einen furiosen Dirigenten, der bei Donizettis Partitur kein Tempolimit kennt.«

HL-Live

»Donizetti-Oper begeistert gefeiert […] In der Titelrolle brilliert Bariton Steffen Kubach. Eitelkeiten, Leidenschaften, große Egos, kleine Budgets. Die Opern-Komödie ›Viva la Mamma!‹ nimmt die Bühnenkunst aufs Korn. […] In Lübeck inszeniert Effi Méndez das Werk Gaetano Donizettis, und alles spricht dafür, dass der heiter-stechende Blick auf Verhaltensoriginelles auch hier zum Saison-Kracher wird. Drama, Baby! […] Die Spielfreude springt die Zuschauer geradezu an. […] Die Titelrolle scheint extra für Steffen Kubach erfunden. […] Der Truppe um Méndez gelingt ein Kabinettstück: Selbstironie statt abgelutschte Schenkelklopfer selbst noch in den Details zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der gute Unterhaltung angepackt wird. […] Das Publikum kommt voll und ganz auf seine Kosten – und bestätigt das mit begeistertem Beifall und vor allem mit herzhaftem Lachen.«

shz

»[Es] herrschte Partystimmung am Premierenabend im Lübecker Theater. […] Takahiro Nagasaki und das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck feiern diese musikalische festa furiosa nicht nur mit hörbarem Spaß an der Sache, sie arbeiten auch die differenzierten Klangfarben fein und klar heraus. […] Es ist kein Klamauk-Theater, sondern ein Riesenspaß mit bezaubernden Ideen. […] Es ist ein Gesamtkunstwerk zum Tränenlachen mit großartigen Leistungen der Solisten. Andrea Stadel als Primadonna Corilla spielt und singt die Rampensau so brillant, dass sie mehrfach verdienten Szenenapplaus dafür geschenkt bekommt. Von dem gab es ohnehin reichlich an diesem Abend. […] Das macht auch die Qualität der Inszenierung aus, in der nicht am falschen Ende gespart wird […] alle Rollen sind hochkarätig besetzt. […] Absoluter Abräumer ist aber Steffen Kubach als deren Mutter, Mamma Agata. […] Sprachlich, spielerisch und sängerisch ist der Mamma-Mann eine Wucht; man muss diese übergriffige, überkandidelte, überschminkte und mit viel zuviel Glitzer behängte Übermutter einfach lieben! […] Wer diese großartige, mit begeistertem Applaus gefeierte Produktion versäumt, ist selber schuld.«

Der Opernfreund

»Gaetano Donizettis Farce ›Viva la Mamma!‹ amüsiert als Selbstbespiegelung der Opernsparte. […] Die Regisseurin Effi Méndez hat Spaß daran, die extremsten Bühnentiere aufeinander loszulassen: die Rampensäue und -pfauen, die Chornörgler und Orchesterprotestler, den me-too-verdächtigen Intendanten ... […] Steffen Kubach gibt mit [Mamma Agata] eine prachtvoll persiflierte, dabei nie übersteuerte Drag Queen. Dieser in jeder Hinsicht überragenden Leistung kommt allerdings Yoonki Baek nahe. Das Ex-Kieler Ensemblemitglied amüsiert mit strahlkräftiger Kehle als herrlich fiese Tenor-Charge, selbstverliebt, mit Texthängern und Sprachdefizit, Goldkettchen und Schmalzgarantie. Die Lübecker Komödien-Produktion […] entwickelt immer wieder eine hübsch hässliche Selbstironie und stolpert dabei nur selten in die Klamauk-Falle. Lübecks Erster Kapellmeister Takahiro Nagasaki, trefflich genervt in einer per Video-Stream visualisierten Probensituation, treibt die Philharmoniker zu anregend straffem Begleitgeschrammel.«

Kieler Nachrichten

»Regisseurin Effi Mendez ist mit ihrer Inszenierung ein herrlich kurzweiliges, fröhlich-amüsantes Spektakel in dem wunderbar anzuschauenden Bühnenbild von Stefan Heinrich gelungen. Sie setzte auf umtriebige Personenführung, ließ den Protagonisten alle Freiheiten auch mal zu chargieren, ohne daß dieses gleich in Klamauk ausartete. Die von Ilona Holdorf-Schimanke entworfenen phantasievollen, schrill-bunten Kostüme mit viel Pepita-Stoff trugen ebenfalls zum Gelingen dieser originellen, unterhaltsamen Aufführung bei. Unter der umsichtigen Leitung von Takahiro Nagasaki musiziert das Lübecker Philharmonische Orchester wunderbar leicht und kostet die italienisch-schwungvolle, verspielte Komposition Donizettis herrlich aus. […] Das froh gestimmte Publikum sparte nicht mit Ovationen für alle Mitwirkenden.«

IOCO - Kultur im netz

»In Lübeck hat in dieser Partie (Mamma Agata) Steffen Kubach seine mitreißend komödiantischen und feinsinnig durchgefeilten Auftritte. […] Für seine Auftritte und vor allem für die der Primadonna Corilla Sartinecchi, gesungen von der im Buffo-Fach versierten, zugleich koloraturensicheren Andrea Stadel, hat Stefan Heinrichs ein imposantes Bühnenkonstrukt geschaffen. […] Herrlich eitel und überzeichnet stellt Yoonki Baek die Kehlenkunst des Tenors heraus […]. Sehens- wie hörenswert ist auch Erwin Belakowitsch, der als Stefano seiner Bühnenfrau Corilla für alles den roten Teppich ausrollt, während Johan H. Choi als stimmgewaltiger Regisseur und Komponist Vincenzo Biscroma zu retten sucht, was nur irgendwie zu retten ist. […] Man spürt der Inszenierung an, dass sie vor allem ein heutiges Publikum erreichen will. Das ist gut so, weil sie nach kulturellen Entbehrungen wieder befreiend genießen und lachen lässt.«

nmz/unser Lübeck

»Effi Méndez konzipiert eine temporeiche, auf Situationskomik basierende Inszenierung, die das Bühnengeschehen bunt vorantreibt und die Personen substanzreich charakterisiert. […] Andrea Stadel ist eine couragierte Primadonna mit substanzreicher Stimme, wilden Koloraturen und Sonderwünschen […], Erwin Belakowitsch komödiantisch ihr engagierter Ehemann […]. Evmorfia Metaxaki verkörpert stimmlich und darstellerisch ausgewogen die zweite Sopranistin, während Steffen Kubach als Mutter Agata glänzend agiert, eine paraderolle, in der Auseinandersetzung mit der Primadonna zu allem bereit. […] Die Philharmoniker leitet Takahiro Nagasaki schwungvoll und tempobewusst – ein glitzerndes Klangbild und große Spiellust […]. Es gab viel Beifall nach dem komischen Opernabend.«

Lübeckische Blätter