Theaterleitung

Grußworte

Caspar Sawade
Foto: Lutz Roeßler

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Abonnentinnen und Abonnenten,
liebe Freundinnen und Freunde des Theater Lübeck und des Philharmonischen Orchesters,

die letzte Spielzeit hat uns allen gezeigt, welchen hohen Stellenwert Begegnungen, Kultur und insbesondere Theater in unserem Leben haben. Wir konnten in der vergangenen Spielzeit nicht wie gewohnt für Sie da sein und haben Sie, unser Publikum, und die künstlerische Arbeit schmerzlich vermisst. Uns allen ist einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig unsere Präsenz für den Zusammenhalt und den Diskurs in der Stadtgesellschaft ist.

Mit unserem Aufruf »Fragen in pandemischen Zeiten« haben wir Sie aufgefordert, Ihre Meinung, Ihre Gefühle bezüglich der Schließung des Theaters und der Stille mitzuteilen und waren überwältigt von der Vielzahl Ihrer Zuschriften. Sie haben uns gezeigt, dass wir Ihnen fehlen, ebenso wie Sie uns gefehlt haben. Auch hat ein Großteil der Zuschauer:innen auf die Erstattung von bereits bezahlten Eintrittskarten verzichtet. Für die verbale und monetäre Solidarität mit Ihrem Theater danke ich Ihnen sehr! Sie macht Mut für die Zukunft. In der kommenden Spielzeit 2021/22 hoffen wir, dass diese ohne Schließungen stattfinden wird. Wenn es gelingt, bis zum Herbst einen Großteil der Menschen zu impfen, werden wir gemeinsam die Corona-Pandemie ohne große Einschränkungen beenden können. Darum haben wir uns entschlossen, wieder »ein« Spielzeitheft herauszubringen. Anders als in den vergangenen Jahren gibt es nun mehrere Publikationen, nach Sparten unterteilt. Dies liegt daran, dass wir die Planung für das Musiktheater bewusst noch nicht abgeschlossen haben, da wir uns und Ihnen die Hoffnung auf eine möglichst große Musiktheaterproduktion bewahren wollen.

Mein herzlicher Dank gilt ebenso dem Aufsichtsrat der Theater Lübeck gGmbH, der in den schweren Zeiten der Schließung stets an unserer Seite stand. Insbesondere möchte ich dem Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, Jan Lindenau, für seinen Einsatz für das Theater und die stets gute Zusammenarbeit danken.

Freuen wir uns nun auf eine Spielzeit 2021/22 voller bewegender Emotionen und positiver Überraschungen.

Wir feiern in dieser Saison das 100-jährige Jubiläum der Volksbühne Lübeck e. V., einer Institution, die in Ihrem Ursprungsgedanken weniger betuchten Lübecker:innen den Theaterbesuch ermöglichen sollte. Eine schöne Tradition, die wir ertüchtigen müssen, wenn die Volksbühne weitere 100 Jahre für Sie, unser Publikum, aktiv sein soll.

Zugleich bedauern wir, dass es die Abschiedsspielzeit unseres Schauspieldirektors Pit Holzwarth nach 15 Jahren am Theater Lübeck sein wird. Wir erwarten gespannt seine Inszenierungen »Hamlet« und »Neil Young – Journeys through Past and Future«.

Dass die MUK nach ihrer Sanierung und Zeit als Impfzentrum wieder für unsere Philharmonischen Konzerte zur Verfügung stehen wird, erfüllt uns mit großer Freude.

Mein persönlicher Wunsch ist es, in der zweiten Hälfte der Spielzeit eine große Musiktheater-Inszenierung mit Chor und Extrachor erleben zu dürfen und – gemeinsam mit Ihnen, unserem Publikum – die Zeiten der Pandemie endgültig hinter uns lassen zu können.

 

Ihr
Caspar Sawade
Geschäftsführender Theaterdirektor

Stefan Vladar
Foto: Jochen Quast

Verehrtes Publikum!

Der zweite Spielplan des Musiktheaters, für den ich mit meinem Team verantwortlich zeichne, liegt nun vor. Und wieder sieht er natürlich ganz anders aus, als wir es uns vorgestellt und auch geplant hatten. Uns allen wird immer öfter schmerzlich bewusst, wie schwierig, ja geradezu unmöglich es ist, in diesen Zeiten der Pandemie verlässlich zu planen. Zu sehr sind unser Leben und unsere Freiheit von Inzidenzzahlen, Durchimpfungsraten und all den anderen Parametern der Pandemie abhängig geworden. Die Enttäuschung über die vielen Hoffnungen, die sich nicht erfüllen, ist vorprogrammiert. Nicht zuletzt deshalb haben wir beschlossen, aus der Not eine Tugend machend, Ihnen nur Hoffnungen zu machen, von denen wir mit einiger Sicherheit annehmen dürfen, sie nicht enttäuschen zu müssen.

Ein zentraler Bestandteil dieses Plans wird Benjamin Britten sein, der einzige britische Opernkomponist von Weltgeltung seit Henry Purcell, dem wir in den nächsten zwei Spielzeiten unsere besondere Aufmerksamkeit widmen wollen. Der renommierte britische Regisseur Stephen Lawless wird uns zusammen mit seinem Ausstatter Ashley Martin-Davis drei bedeutende Opern des Meisters präsentieren. Gleich zu Beginn dieser Saison wird »Owen Wingrave« (eine Produktion, die dem Lockdown des Frühjahrs zum Opfer gefallen war), entstanden unter dem Eindruck der Schrecken des Zweiten Weltkriegs, zu sehen und zu hören sein. Im zweiten Halbjahr setzen wir die Reihe fort mit »The Turn of the Screw« nach der Erzählung von Henry James und schließen sie in der Folgespielzeit ab mit der Kleinstadtkomödie »Albert Herring«.

Flankiert wird der Beginn dieses Zyklus durch die Opernsatire »Viva la Mamma!« von Gaetano Donizetti, in der Regie von Effi Méndez, und die selten gespielte Operette »Die stumme Serenade« von Erich Wolfgang Korngold, die Michael Wallner inszenieren wird. Im Januar schließlich, soviel sei schon verraten, wagen wir einen ersten Zugriff auf ein größeres Werk, mit Giacomo Puccinis »Madama Butterfly«.

Die ganz große Oper mit großem Orchester und Chören wird leider noch ein wenig warten müssen. Die Planungen für die kommenden Spielzeiten laufen jedoch auf Hochtouren und ich kann Ihnen versichern, dass der Verzicht ein baldiges Ende haben wird. Die Zeit bis dahin mit der Hebung solcher Schätze zu verbringen, wie den zuvor genannten, wird selbige wie im Fluge vergehen lassen.

Wir wünschen Ihnen dazu viel Aufmerksamkeit, Neugier, Vergnügen und Erbauung.


Ihr

Stefan Vladar
Operndirektor und Generalmusikdirektor

Pit Holzwarth
Foto: Thorsten Wulff

Verehrtes Publikum,
liebe Freund:innen des Theaters,

ich begrüße Sie zu meiner nunmehr 15. und letzten Spielzeit am Theater Lübeck. Sie können sich denken, dass ich mir die letzten zwei Spielzeiten anders vorgestellt habe. Es sind ungeplante Achterbahnfahrten ohne Ausstiegsmöglichkeiten und Reiseziel, auf die uns die Pandemie geschickt hat. Doch keine Angst, zu Corona und der für mich enttäuschenden Kulturpolitik wurde bereits alles gesagt …

Zunächst möchte ich Ihnen, dem Publikum, für die Anerkennung meiner Arbeit ganz herzlich danken. Sie haben es mir von Anfang an in Lübeck leicht gemacht, mit meinen Ideen und Visionen für dieses Theater anzukommen. Ganz besonders möchte ich mich hier bei zwei Menschen bedanken, die gemeinsam mit dem Aufsichtsrat mein Engagement in Lübeck erst ermöglicht haben und über viele Jahre gute und kritische Begleiter:innen meiner Arbeit waren: unsere ehemalige Kultursenatorin Annette Borns und unser ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender Frank-Thomas Gaulin. Es sind viele Menschen, die mich im und außerhalb des Hauses mit kritischer Zuneigung, großem Engagement und auch Geld unterstützt haben. Ich bitte Sie, unterstützen Sie meinen Nachfolger Malte C. Lachmann mit demselben Engagement und derselben Offenheit! Er wird eine Bereicherung für die Kultur in dieser Stadt werden.

Mein besonderer Dank geht an das Schauspielensemble des Theater Lübeck, denn durch unsere gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Spielstärke aller Kolleg:innen hatte ich immer das Selbstbewusstsein, große Stoffe und Projekte wagen zu können. Und es gelang uns immer, in Zusammenarbeit mit einer bestens vernetzten Dramaturgie, sehr gute – auch neue, junge und innovative Regieteams verpflichten zu können.

Die politischen Akteur:innen der Stadt, aber vor allem des Landes, möchte ich wissen lassen, dass es für das Theater Lübeck unglaublich wichtig wäre, endlich ökonomische Planungssicherheit über mindestens fünf Jahre zu schaffen, um die sich ständig wiederholende Bitte um Etatangleichung aufgrund der Tariferhöhungen zu beenden.

Was war der gedankliche Startpunkt meiner Arbeit in Lübeck? Im Vorwort des ersten Spielzeitheftes 2007/08 schrieb ich: »Menschen erzählen sich selbst unaufhörlich, wie die Welt ist, und halten diese mit ihren Erzählungen stabil. Aber die von uns sprachlich konstruierten Gebäude können auch zu wirklichen Gefängnissen werden, zu starren Selbst- und Fremdbildern, die die Lust und Neugierde auf das Leben in seiner Vielfalt zerstören. Mit dem Theater spielerisch zu denken, heißt, in diesen vermauerten Gebäuden neue ungewöhnliche Fenster und Türen zu finden und Menschen anzuregen, diese auch zu öffnen. Wir möchten Sie mit unserer Arbeit berühren, unterhalten, verändern, erinnern, Ihren und unseren Horizont erweitern, Zusammenkunft ermöglichen und vielleicht auch einen Anstoß geben, sich mit sich selbst zu versöhnen.«

Ich hoffe, wir konnten davon einiges einlösen – mein Horizont hat sich jedenfalls sehr erweitert durch die letzten 15 Spielzeiten. Deswegen lade ich Sie noch einmal ein: Kommen Sie mit auf meine letzte Reise am Theater Lübeck. Ich verspreche Ihnen, wir werden alles für Ihr Wohlbefinden an Bord tun! Denn unsere Welt am Abgrund braucht kreativen Mut und neue Erzählungen auf der Bühne, um einer neuen globalen Krise zu begegnen. So müssen die Theater, wie es Max Reinhardt formulierte, »nicht nur ein Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern ein Lebensmittel für die Bedürftigen« sein.


Ich freue mich auf vielfältige Begegnungen mit Ihnen,
Ihr
Pit Holzwarth
Schauspieldirektor